Eine südkoreanische Firma ist zum Sieger der Ausschreibung für den Ausbau des südmährischen Atomkraftwerkes Dukovany geworden. KHNP setzte sich in der finalen Auswahl gegen den französischen Energiekonzern EDF durch. Vorerst soll sich um zwei neue Reaktoren in Dukovany handeln. Die Prager Regierung werde aber mit KHNP weiter über die Option verhandeln, zwei neue Blöcke auch in dem südböhmischen Atomkraftwerk Temelín zu bauen, berichteten tschechische Medien am Donnerstag.
Dem Vernehmen nach sollte es sich um den teuersten Auftrag in der Geschichte Tschechiens handeln. Die Kosten für einen neuen Reaktorblock sollten in gegenwärtigen Preisen bei rund 200 Mrd. Kronen (7,9 Mrd. Euro) liegen, hieß es.
Der Bau des ersten neuen Reaktors soll 2029 beginnen, mit der Inbetriebnahme wird 2036 gerechnet. „Das koreanische Angebot war in praktisch allen bewerteten Kriterien besser“, sagte der tschechische Premier Petr Fiala zu dem Ergebnis der Ausschreibung.
Laut Fiala gaben die Koreaner im Angebot an, dass die tschechische Industrie zu etwa 60 Prozent an dem Projekt beteiligt sein sollte. Das investierte Geld werde einen hohen Multiplikatoreffekt für die heimische Wirtschaft haben, meinte der Regierungschef. Nach früheren Analysen soll jede investierte Krone eine mehr als dreifache Rendite bringen.
Tschechien verfügt derzeit über sechs Atomreaktoren in zwei Kraftwerken. Zwei Blöcke mit einer Leistung von jeweils rund 1.000 Megawatt stehen in Temelín. Vier kleinere Blöcke mit einer Leistung von je 510 Megawatt stehen in Dukovany. Neben neuen klassischen Reaktoren bereitet der staatliche Tschechische Energiekonzern (ČEZ) auch den Bau kleiner modularer Reaktoren vor. Die ersten sollen in Temelín entstehen.
Österreichische Umweltschützer sahen die Angaben der tschechischen Regierung dagegen kritisch. „Die Kostenschätzung sowie der Zeitplan der tschechischen Regierung wird nicht annähernd einzuhalten sein“, erläuterte Anna Weinbauer, stellvertretende Obfrau von atomstopp_atomkraftfrei leben!, in einer Aussendung. Außerdem sei weltweit noch kein APR-1000-Reaktor gebaut worden und die Koreaner hätten keine Erfahrung mit dem Bau von Reaktoren in Europa und den höheren Sicherheitsbestimmungen.
APA