Strompreise bescherten hohe Gewinne

30. Juli 2024

E-Wirtschaft.

Das Momentum-Institut analysiert die Gewinne der Landesenergieversorger und kritisiert die „zahnlose Übergewinnsteuer“. Die E-Wirtschaft kontert und sagt, dass man massiv in die Netze investiereDas gewerkschaftsnahe Momentum-Institut hat die Gewinne der heimischen Landesenergieversorger unter die Lupe genommen – weil die Energiepreise in den vergangenen zwei Jahren zu den Inflationstreibern zählten. Die Landesenergieversorger befinden sich zum überwiegenden Teil in öffentlicher Hand und sind keine Privatkonzerne. Laut Berechnung haben sie 2023 zusammen einen Gewinn von 2,48 Milliarden € verbucht.

Zum Vergleich: Im Durchschnitt der vier Jahre vor der Covid-Krise (2018-2021) lagen die Gewinne aller neun Landesenergieversorger zusammen bei 1,03 Milliarden €. „Damit haben die Energieunternehmen im Vorjahr einen Übergewinn von insgesamt 1,45 Milliarden € im Vergleich zum Vorkrisenniveau erzielt“, heißt es vom Momentum Institut.

Von den absoluten Zahlen her verbuchte die Wien Energie mit 598 Millionen € im Vorjahr den höchsten Gewinn vor der niederösterreichischen EVN mit 581 Millionen Euro und der Kärntner Kelag (463 Millionen Euro) – siehe dazu auch die Grafik.

Kelag vor Wien Energie

Momentum hat die Übergewinne, also den Gewinn 2023 minus die vier Jahre Durchschnittsgewinn vor Covid, ausgerechnet. Den höchsten Übergewinn verzeichnet, wie auch in der Grafik sichtbar, die Kelag Kärnten vor der Wien Energie, dicht gefolgt von der Vorarlberger illwerke vkw AG.

Den vierten Platz belegt die Energie Steiermark. Eine Verdopplung verbuchten die niederösterreichische EVN und die Tiroler TIWAG. Es folgen die Salzburg AG und die Energie AG Oberösterreich. Die geringsten Übergewinne erzielte die Burgenland Energie AG.

Das Momentum-Institut verknüpft die Analyse mit Kritik an der „zahnlosen Übergewinnsteuer“. „Das ist nun die Rechnung dafür, dass die Regierung zu zaghaft und lasch in die Energiepreise eingegriffen hat.“

Seit Dezember 2022 werden Übergewinne von Energieunternehmen ab bestimmten Grenzwerten vom Staat abgeschöpft. Investiert ein Unternehmen in erneuerbare Energien, liegt der Grenzwert höher. Laut Momentum wurden bisher 5,8 Prozent der Übergewinne abgeschöpft. Die Analyse hat in Wien die FPÖ auf den Plan gerufen: „Diese rote Abzocke muss umgehend gestoppt werden“, heißt es. Die Wien Energie weist das zurück: Man investiere die Gewinne etwa, um von Gas (aus Russland) loszukommen. Und: Das Jahresergebnis 2023 komme zum überwiegenden Teil aus der „erfolgreichen Vermarktung des Stroms aus den Kraftwerken am Energie-Großhandelsmarkt“.

60 Mrd. für Netzausbau

Als Reaktion auf den hohen Gewinn im Vorjahr hat die Wien Energie Preissenkungen angekündigt. Und was sagt die Interessenvertretung der österreichischen E-Wirtschaft zu den Zahlen? „Die Energiekrise ist durch den russischen Angriff auf die Ukraine ausgelöst worden“ heißt es von Österreichs Energie in einer Stellungnahme gegenüber dem KURIER.

Dadurch sei es zu einer gezielten Verknappung von Gas gekommen, verbunden mit starken Preissteigerungen im Großhandel. „Die österreichischen Stromlieferanten haben diese Entwicklungen stark gedämpft und mit großer Verzögerung an ihre Kundinnen und Kunden weitergegeben.“ Die mittlerweile gesunkenen Großhandelspreise würden es nun vielen Lieferanten erlauben, Preissenkungen in Aussicht zu stellen.

Bleibt jedoch trotzdem noch die Frage: Zählen die Energieunternehmen zu den Inflationsgewinnern? Die Interessenvertretung dementiert das. Die Gewinne aus den Gesellschaften würden derzeit zu großen Teilen in den Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung investiert. Und: „Wir gehen davon aus, dass die E-Wirtschaft für die Erreichung der Energie- und Klimaziele – und um unabhängiger von Energieimporten zu werden – allein bis 2030 rund 60 Milliarden Euro in den Ausbau der Erzeugung und der Netze investieren muss.“

Kurier