Netzausbau macht Strom wieder teurer

31. Juli 2024

Die heimische Industrie weist regelmäßig darauf hin, dass die im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hohen Energiepreise in Österreich ein Nachteil sind. Die Hoffnungen, dass sich das durch den Ausbau von Photovoltaik und Windkraft rasch ändern wird, werden sich nicht erfüllen. „Die meisten Marktkenner erwarten, dass es am kurzen Ende eher zu steigenden Preisen kommen wird, aufgrund der Kosten der Transformation und der Dekarbonisierung, und am langen Ende dann zu niedrigeren Preisen“, sagt Michael Strugl, Verbund-Chef und aktuell Präsident des Branchenverbands Oesterreichs Energie, im SN-Interview. „Durch die Milliardeninvestitionen, die hier notwendig sind, wird es zunächst teurer.“

Wenn man davon ausgehe, dass allein in Österreich 60 Milliarden Euro bis 2030 in den Umbau des Stromsystems investiert würden, „dann werden die irgendwo ankommen und zu bezahlen sein“. Längerfristig werde sich die Transformation rentieren, „in Form einer höheren Produktion in Europa, und sich auch positiv auf die Preise für saubere Energie auswirken“.

An Wettbewerb mangelt es aus Sicht des obersten Branchenvertreters derzeit nicht. Haushalte und Unternehmen könnten unter 130 Anbietern wählen, der Wechsel sei einfach. Strugl räumt allerdings ein, beim seit Jahren geplanten gemeinsamen europäischen Strommarkt „sind wir noch nicht dort, wo wir hinwollen“. Verantwortlich dafür sei die schwierige Rechtslage, die den Ausbau von Leitungen verhindere.

Kritisch sieht Strugl den Plan, Österreich bis 2030 über das Jahr gesehen zu 100 Prozent mit Ökostrom zu versorgen. Die Idee sei nicht falsch, „es kommt nur darauf an, wie man sie umsetzt“. Statt in Rekordmengen Photovoltaik auf Dächern auszubauen, ohne Verwendung für den Überschussstrom zu Mittag zu haben, brauche es „einen integrierten Plan, in dem alle Parameter gleichzeitig betrachtet werden“.

Salzburger Nachrichten

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