Heinreichs: Sonnenstrom vom Nachbarn

1. August 2024

Lokale Stromerzeugung

Lokal erzeugten Strom im Ort nutzen und gleichzeitig die Dorfgemeinschaft stärken – zu diesem Zweck wurde die Lokale Energiegemeinschaft Heinreichs gegründet.

Heinreichs – Selbst produzierten Solarstrom an den Nachbarn verkaufen – das ist nun in Heinreichs möglich. Eine neue gesetzliche Regelung ermöglicht es, überschüssigen Strom direkt zwischen den einzelnen Haushalten zu verrechnen.
„Lokale Energiegemeinschaft Heinreichs“ lautet der offizielle Name des neuen Vereins, der von Marianna Jelinek und Peter Oberbauer initiiert wurde.

„Hat ein Bewohner beispielsweise eine groß dimensionierte Photovoltaikanlage und sein Nachbar hingegen keine eigene Stromerzeugung, können die beiden einen eigenen Tarif vereinbaren“, erklärt Marianna Jelinek. „Ein Haushalt kauft von seinem Nachbarn Strom, den dieser im Moment selbst nicht verbraucht. Die Netzkosten werden dadurch, je nach Variante, um 28% oder, wie in Heinreichs, sogar um 57% reduziert.

So kann der Lieferant mitunter mehr für seinen Strom bekommen, als wenn er ihn zum Marktpreis ins allgemeine Netz verkauft. Und der Kunde zahlt weniger, als wenn er ihn von seinem üblichen Stromlieferanten bezieht“, erklärt Jelinek.
Bleibe trotzdem noch Strom über, werde dieser weiterhin vom Eigentümer der PV-Anlage an seinen bisherigen Abnehmer geliefert. Genauso beziehe der Kunde den Strom, der nicht in der Energiegemeinschaft produziert wird, auch in Zukunft von seinem bisherigen Lieferanten.

Einspeisetarif orientiert sich am Marktpreis

Der Tarif in Heinreichs ist variabel gestaltet und richtet sich nach dem jeweils veröffentlichten Marktpreis der OEMAG. Die Lieferanten der Energiegemeinschaft erhalten einen Aufschlag von 50 Prozent. Aufgrund hoher Stromproduktion von Wasserkraftwerken und Sonne liegt derzeit der Marktpreis niedrig.

Der Gedanke an eine lokale Energiegemeinschaft hat sich in den Köpfen der beiden Gründer unabhängig voneinander schon Anfang des Jahres geformt. Mittels Flugblatt wurden die Bewohner zu zwei Infoabenden eingeladen. Die Heinreichser zeigten sich bei den beiden Veranstaltungen im Dorfzentrum sehr interessiert, um die 40 Personen informierten sich und gaben ihren Wunsch zur Teilnahme bekannt.

Bereits im August werden die ersten Kilowattstunden direkt verbraucht werden.

Beide Gründer sind sich einig: „Es geht nicht nur um Strom und ökonomische Überlegungen, es soll auch die Gemeinschaft damit gestärkt werden. Vielleicht können wir zudem eine Informationsdreh- scheibe rund um Energiethemen oder Förderungen auch über den eigenen Ort hinaus werden. Ein Problem sind derzeit die limitierten Netzkapazitäten, darum können neue größere Anlagen nicht ans Netz gehen. Bei uns wäre der Abzweig zum Umspannwerk Gmünd auszubauen.“

von Gerald Muthsam

NÖN

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