Energieversorger verdienen in Österreich sehr viel Geld. Das hat mit wenig Wettbewerb zu tun – und mit ihrer trägen Kundschaft.
Es sind beeindruckende Zahlen, die Österreichs Landesversorger melden: 2,48 Mrd. Euro haben die Unternehmen – alle mehrheitlich oder zur Gänze in öffentlichem Eigentum – voriges Jahr verdient. Das war stolze zweieinhalb Mal so viel wie im Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2021, in denen sie mit zusammen rund einer Milliarde Euro auch nicht schlecht dagestanden sind. Nicht nur das gewerkschaftsnahe Momentum-Institut, das die Bilanzen addiert hat, findet das maßlos. Auch viele Menschen ärgert das: Die Energiepreisrallye und die Art, wie die Versorger und ihre Eigentümer damit umgegangen sind, war eine der Ursachen für die Rekordinflation in Österreich. An ihren Folgen werden Betriebe und Haushalte noch länger nagen, während viele gleichzeitig ihre neue Photovoltaikanlage abzahlen.
Erstaunlich ist, dass, abgesehen von einigen Notmaßnahmen, bisher keine anderen Lehren aus der Energiekrise gezogen wurden, als dass die Versorgung mit Strom und Gas immer funktioniert hat – was zugegeben nicht wenig ist. Nach dem traditionellen Motto „Gut ist’s g’angen, nix ist g’schehn“ wird am Status quo festgehalten. Aus Sicht einer Landesregierung ist das verständlich, weil die „unabhängigen Unternehmen“ gewinnmaximierend arbeiten und das schöne Dividenden bringt. Die Versorger haben ebenfalls wenig Grund, etwas zu ändern: Mit dem Land im Hintergrund können sie ihre Platzhirschen-Rolle – oder, weniger rustikal ausgedrückt, ihre „marktbeherrschende Stellung“ – halten und zusehen, einander nicht zu sehr Konkurrenz zu machen.
Alles sehr bequem, außer für die Konsumenten. Die haben angesichts eines Gewirrs von Vertragsbindungen, Freistromtagen, Rabatten, komplizierten Rechnungen und Warnungen vor alternativen Anbietern kapituliert und sich auf die staatliche Strompreisbremse verlassen. Oder sie wollten, wie die Mehrheit der Kundschaft der Landesversorger, ohnehin nie wechseln, egal wie viel sie sich ersparen.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut hat jüngst festgestellt, dass der Wunsch nach ordentlichen Dividenden für das Landesbudget und zugleich günstigen Strom- und Gaspreisen einen Zielkonflikt auslöst. Echter Wettbewerb unter den teils miteinander verwobenen Landesversorgern ist dringend nötig, aber unwahrscheinlich. Helfen würde mehr Wechselbereitschaft bei Privaten und Betrieben, das hat etwa in Skandinavien zu günstigen Preisen geführt. Andernfalls werden Versorger stets neue Argumente finden, warum die Energierechnung hoch bleiben muss.
Salzuburger Nachrichten