OMV: Sind von Gazprom nicht mehr abhängig

2. August 2024, Wien

Energie. Die OMV kann ihre Kunden auch ohne russisches Gas bedienen. Aber der Rechtsstreit mit den Russen geht weiter. Das Quartalsergebnis blieb unter den Markterwartungen, der Chemiebereich performt allerdings stark.

Die wichtigste Meldung für seine Kunden warf der heimische Energiekonzern OMV gestern gleich in der Früh auf den Markt. Man habe bei der heurigen Auktion für europäische Erdgas-Pipelinekapazitäten den Zuschlag für Transportrechte von zusätzlichen 29 Terawattstunden – zum Bezug aus Deutschland – erhalten, teilte das Unternehmen mit. Damit könne man die österreichischen und internationalen Vertragskunden selbst dann zuverlässig versorgen, wenn die Gaslieferungen aus Russland unterbrochen werden sollten, wie Konzernchef Alfred Stern in der anschließenden Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen mehrmals wiederholte. „Wir haben von der OMV-Seite damit diese Abhängigkeit nicht mehr.“ Die OMV-Gasspeicher in Österreich seien zu 80 Prozent gefüllt. Die Loslösung vom russischen Hauptlieferanten Gazprom ist ein zäher Prozess. Dass die OMV bei den Gasbezugsquellen verstärkt auf eigene Produktion, neue Volumina aus Norwegen und zusätzliche Mengen an verflüssigtem Erdgas (LNG) setzt, ist das eine. Das andere ist der juristische Clinch mit Gazprom, wozu von der OMV Schiedsgerichtsverfahren im Westen angestrengt wurden. „Wir machen gute Fortschritte“, sagte Stern diesbezüglich. In der zweiten Jahreshälfte werde man vermutlich mehr dazu sagen können.

Zur geplanten Mega-Fusion im Chemiebereich gab es gestern keine neue Information. Man sei „weiterhin in laufenden, ergebnisoffenen Verhandlungen“, so Stern.

Die OMV und ihr zweitgrößter Aktionär, die arabische Adnoc, verhandeln bekanntlich seit über einem Jahr über eine Zusammenführung ihrer gemeinsamen Petrochemietöchter Borealis und Borouge, womit ein Chemieriese entstehen könnte.

Ergebnis unter Erwartungen

Was die Zahlen zum zweiten Quartal betrifft, so verfehlte die OMV trotz Zuwächsen die Markterwartung. Die wichtige operative Kennzahl, das um Lagereffekte bereinigte CCS Betriebsergebnis (Ebit), stieg um vier Prozent auf 1,2 Milliarden Euro, der CCS Überschuss vor Sondereffekten um fünf Prozent auf 494 Millionen Euro. Analysten hatten ein CCS Ebit von 1,3 Mrd. Euro und ein CCS Überschuss von 541 Mio. Euro erwartet. Stern nannte es „ein solides Ergebnis“. Der Konzern bleibe auf Kurs und generiere anhaltend solide Cashflows. Der den Aktionären zuzurechnende Periodenüberschuss sank von 380 auf 378 Mio. Euro.

Der Umsatz fiel um vier Prozent auf 8,6 Milliarden Euro, was die OMV mit niedrigeren Gaspreisen begründete. Vor allem die größte Sparte, der Bereich Energy, verbuchte höhere Einbußen als gedacht. Im Geschäft mit der Suche und Förderung von Öl und Gas sank das operative Ergebnis um neun Prozent auf 817 Mio. Euro. Besser lief es in dem zur Wachstumssparte erkorenen Bereich Chemicals, wo das operative Ergebnis von 7,0 auf 114 Mio. Euro stieg. Auch im Raffineriegeschäft konnte die OMV zulegen.

Die Presse