In Deutschland wollen Umweltschützer rechtlich gegen die Genehmigung der Gasförderung vor der Nordseeinsel Borkum vorgehen. Das kündigte die Deutsche Umwelthilfe an. Deren Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner warf Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) vor, die Interessen eines Gaskonzerns über Natur und Menschen vor Ort zu stellen. „Wir werden dagegen alle rechtlichen Mittel ausschöpfen“, sagte er.
Die Umweltorganisation BUND Niedersachsen teilte mit, für die Nordsee und das Wattenmeer sei die Genehmigung eine Katastrophe. Der Status des Wattenmeers als Weltnaturerbe werde damit aufs Spiel gesetzt. Zu dem Bündnis gehört außerdem die Bürgerinitiative Saubere Luft Ostfriesland. Die Partner hatten vor wenigen Tagen vor dem Verwaltungsgericht in Oldenburg bereits erreicht, dass ein Kabel zur Stromversorgung der Bohrinsel vorerst nicht verlegt werden darf.
Kritik an der Genehmigung für die Bohrungen kam auch von Greenpeace. Die Umweltschutzorganisation hatte kürzlich vor Borkum gegen die Pläne demonstriert und rief nun die deutsche Regierung auf, das Projekt noch zu stoppen. Wirtschaftsminister Robert Habeck und Außenministerin Annalena Baerbock (beide Grüne) dürften einem noch ausstehenden Abkommen zwischen den Niederlanden und Deutschland nicht zustimmen, forderte Greenpeace.
Der niederländische Energiekonzern One-Dyas, der die Bohrungen beantragt hatte, erklärte dagegen, die niedersächsische und die niederländische Regierung stellten sich ihrer Verantwortung, „gemeinsam einen aktiven Beitrag zur Versorgungssicherheit, zur Energiewende und zur Erreichung der Ziele des Klimaabkommens“ zu leisten. Der Übergang zu vollständig erneuerbaren Energien brauche Zeit, sagte One-Dyas-Chef Chris de Ruyter van Steveninck. „Solange Erdgas noch gebraucht wird, werden wir sicherstellen, dass es mit dem geringsten CO2-Fußabdruck geliefert wird, der möglich ist.“
Das niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie hat One-Dyas eine auf 18 Jahre befristete Genehmigung für die Bohrungen erteilt, die unter dem Meeresboden in deutsches Gebiet reichen.
APA/dpa