Keine fetten Gewinne durch Strompreis

16. August 2024

Landesrechnungshof nahm die Preise der Energie Steiermark unter die Lupe. Fazit: Kunden zahlten in den Krisenjahren nicht drauf.

Wer 21 Jahre nach dem Estag-Skandal einen solchen bei der jüngsten Prüfung des Landesenergieversorgers durch den Landesrechnungshof erwartet hat, wurde am Dienstag eines Besseren belehrt. Untersucht wurden die Preise bzw. Kosten für Strom, Gas und Fernwärme zwischen 2019 und 2023 – und zwar auf Verlangen der Opposition, die im März des Vorjahres eine „umfassende Beleuchtung der Preisentscheidungen“ wollte. Vorweg: Fette Gewinne brachte die Preisgestaltung dem Landesenergieversorger nicht. Im Vergleich zu 2019 „verringerten sich die Gewinnspannen im Privatkundenbereich in den Geschäftsjahren 2020 bis 2023“, fassen die Prüfer von Direktor Heinz Drobesch zusammen.

Strom: Die Prüfer notierten eine „ähnliche Tarifentwicklung“ bei allen Energieversorgungsunternehmen, die auf Russlands Angriffskrieg, steigende Inflation etc. zu reagieren hatten. Natürlich spielte der Anteil der Eigenproduktion dabei eine wichtige Rolle – bei der Energie Steiermark waren das nur vier Prozent (des Stromabsatzes). Die Kunden spürten das eine wie das andere: „Die Kosten für den reinen Energiebezug an der Strom-Jahresabrechnung eines Durchschnittshaushaltes erhöhten sich durch die stark angestiegenen Energiepreise von 34,7 Prozent im Jahr 2020 auf 60,2 Prozent im Jahr 2023.“

Gas: Wer langfristige Lieferverträge (und Preisabmachungen) getroffen hatte, stieg während der Krise besser aus. Das gilt auch, und 2022 besonders, für Gas: „2023 zählte die Energie Steiermark zu den teuersten Landes-Energieversorgern“, stellte der Landesrechnungshof (LRH) fest. Aber: Kunden des Landesenergieversorgers waren zwischen 2019 und 2021 „relativ günstig unterwegs“. Den Prüfzeitraum betrachtet, ist der Anteil der Kosten „für den reinen Energiebezug in der Gas-Jahresabrechnung eines Durchschnittshaushaltes durch die stark angestiegenen Energiepreise von 48,7 Prozent (Stand 1. Jänner 2020) auf 64,3 Prozent (Stand 1. Jänner 2023)“ gestiegen.

Fernwärme: Da können Kunden aus dem Großraum Graz ein Klagelied von den Tarifsprüngen singen. Dennoch, so der LRH, profitierten sie „2021 und für einen Großteil des Jahres 2022 erheblich von der mittelfristigen Kaufstrategie, die exorbitant hohen Marktpreise wurden nicht unmittelbar weitergegeben.“ Vielmehr ging die Energie Steiermark „2021 in Vorleistung, da sie erst ein Jahr darauf mit der Erhöhung ihrer Verkaufspreise reagierte.“ Effekt: Das Bruttoergebnis des Konzerns „sank um mehr als 19 Millionen Euro – ein Rückgang von knapp 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr.“ Für das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern „bedeutete dies einen Verlust von 4,37 Millionen Euro“. Bei der Energie Graz, mit den meisten Kunden, war der Verlust noch größer. 

Erst 2023 sei das Vorkrisenniveau von wieder erreicht worden, der „Bilanzgewinn konnte auf 10,3 Millionen Euro gesteigert werden“.

Die relativ geringe Beteiligung der Energie Steiermark an der „Verbund Hydro Power“ (Wasserkraft) war in den letzten Krisenjahren Goldes wert. Der Ertrag schoss auf bis zu 69 Millionen Euro im Jahr hinauf und machte zeitweise (circa) die „Hälfte des gesamten Jahresgewinns auf Konzernebene“ des Landesenergieversorgers aus. Die Jahre 2019 bis 2023 betrachtet, erhöhte sich insgesamt das Konzernjahresergebnis um 62 Millionen Euro. Das im Geschäftsjahr 2023 erzielte Ergebnis wurde zum Ausgleich der Verluste zuvor verwendet.

So sehr sich eine langfristige Beschaffungsstrategie während der Krise bewährte: Sie bremst nun in Zeiten sinkender Marktpreise eine rasche Tarifsenkung. Also rät der Landesrechnungshof zu einer „Flexibilisierung der Beschaffungsstrategie“.

Die Preiserhöhungen dienten in erster Linie der Abfederung der gestiegenen Beschaffungskosten für Energiebezüge. Aus dem Prüfbericht

Der Bericht bestätigt eine faire und transparente Preisgestaltung in allen Sparten. Urs Harnik-Lauris, Konzernsprecher Energie Steiermark

Von Wilfried Rombold und Thomas Rossacher

Kleine Zeitung