Öl dominiert, Gas verliert, Sonne und Wind holen auf
Energiebilanz veröffentlicht, Energieinstitut: Speicher ausbauen
Bis 2030 soll der Stromverbrauch zu hundert Prozent aus erneuerbarer Produktion gedeckt werden, bis 2040 soll Österreich klimaneutral sein. Wie weit ist das Land auf dem Weg zu diesen Zielen? Antworten darauf liefert der jährliche Energiestatistikbericht, den das Klimaschutzministerium veröffentlicht hat.
Der Anteil der erneuerbaren Energieträger an der gesamten Primärenergieerzeugung betrug im Vorjahr 87,7 Prozent – ein Plus von 2,2 Prozentpunkten im Vergleich zu 2022. Der Bruttoinlandsverbrauch wurde zu 36 Prozent mit Erneuerbaren gedeckt – plus 4,4 Prozentpunkte. Das bedeutet gleichzeitig, dass die fossilen Energieträger noch 64 Prozent ausmachen. Erdgas hat verloren, Öl legte zu .
Aktuell starker Anstieg
Wenn man nur die Bruttostromerzeugung betrachtet, betrug der Erneuerbaren-Anteil 2022 78 Prozent, was ein Minus von 0,9 Prozentpunkten gegenüber 2021 bedeutete. Hier gibt es noch keine vollständigen Zahlen für 2023. Aus dem Ministerium heißt es, dass der kleine Rückgang 2022 auf eine Änderung der Berechnungsmethode aufgrund von EU-Vorgaben zurückzuführen sei. Ohne den Sondereffekt gab es 2022 einen geringfügigen Anstieg des Erneuerbaren-Anteils bei der Stromerzeugung.
„Für 2023 sehen wir jedoch einen deutlichen Anstieg, wenngleich finale Daten zu den biogenen Energien noch nicht vorliegen. Der Zuwachs liegt vor allem am Rekordanstieg bei der Photovoltaik. Und aktuell deutet alles darauf hin, dass wir 2024 auch einen deutlichen Anstieg sehen.“
Netto-Stromexporteur
Das Ministerium betont auch, dass Österreich im Vorjahr erstmals seit mehr als 20 Jahren wieder mehr Strom exportiert als importiert habe. 2022 hatten die Nettostromimporte noch 2,4 Prozent am Bruttoinlandsverbrauch ausgemacht. Ministerin Leonore Gewessler (Grüne) sagt zur gesamten Entwicklung: „Wir haben ganze Arbeit geleistet, die Energiewende ist auf gutem Kurs.“
Die OÖNachrichten haben Robert Tichler, Geschäftsführer des Energieinstituts an der Linzer Kepler-Universität (JKU), um eine Einschätzung gebeten.
Er verweist bei der Wasserkraft, die mehr als die Hälfte der Stromproduktion ausmacht, auf die Bedeutung der witterungsbedingten Schwankungen. 2022 sei ein sehr niederschlagsarmes Jahr gewesen. 2023 habe sich das geändert.
Bei Photovoltaik, Windkraft und Umgebungswärme gebe es eine klar und nachhaltig steigende Tendenz, sagt Tichler. Der Anteil der fossilen Energie sei vorwiegend auf Mobilität zurückzuführen, zusätzliche industrielle Prozesse, bei denen sich aber viele bereits in Umsetzungsplänen zur Transformation befänden, und Raumwärme, auch hier seien richtige Maßnahmen gesetzt worden.
Ob das Ziel für 2030 realisiert werden könne, „hängt vor allem auch von der Entwicklung des absoluten Stromverbrauchs ab. Die Transformation des Energiesystems erfordert in vielen Bereichen eine Elektrifizierung“, so Tichler. Für die Klimaneutralität 2040 sei neben dem Ausbau der Erneuerbaren der Ausbau der Infrastruktur notwendig, bei Leitungen und „zwingend bei Energiespeichern“. „Die Gesellschaft ist gefordert, das gemeinsam zu realisieren, ansonsten ist das Ziel der Klimaneutralität sehr schwer zu erreichen.“
Den Erneuerbaren-Anteil an der Primärerzeugung sieht Tichler als nicht zentral, da diese Statistik nur die heimische Erneuerbaren- und Fossil-Produktion gegenüberstelle – der Wert hänge vor allem von Öl- und Gasförderung ab.
„Die Gesellschaft ist gefordert, den Ausbau der Energie-Infrastruktur gemeinsam zu realisieren.“
Robert Tichler, Energieinstitut an der JKU Linz
Oberösterreichische Nachrichten