Stromversorgung. Die Energieriesen EnBW Baden-Württemberg und RWE legen ihre Pläne auf Eis.
Nachdem die deutsche Bundesregierung mit ihrem Plan gescheitert ist, die deutsche Tochter der niederländischen Tennet Holding komplett zu übernehmen, legen die Energieriesen EnBW Baden-Württemberg und RWE milliardenschwere Deals auf Eis. Die beiden Energieversorger haben Kreisen zufolge ihre Pläne zum Verkauf ihrer Anteile an den deutschen Übertragungsnetzen verschoben und wollen zunächst Klarheit über die nächsten Schritte Berlins.
Um bis 2045 klimaneutral zu werden, will die Bundesregierung die vier Hochspannungsnetze in Deutschland zusammenlegen und Stromautobahnen bauen, um den Windstrom aus dem Norden in die Industriezentren im Süden zu transportieren. Das Vorhaben könnte bis zu 300 Mrd. Euro verschlingen, doch der Bedarf ist akut: Die bestehende Infrastruktur ist veraltet und kann den steigenden Strombedarf, der mit der geplanten Dekarbonisierung der Wirtschaft einhergeht, nicht bewältigen.
Im Juni hatte die Ampelkoalition den Planaufgegeben, die deutsche Tochter des niederländischen Staatsunternehmens Tennet komplett zu übernehmen – „aufgrund von Haushaltsproblemen” auf deutscher Seite, wie Tennet sagte. Eine Minderheitsbeteiligung ist zwar weiterhin im Spiel, doch der gescheiterte Deal bremst auch andere Verhandlungen.
Die EnBW will Kreisen zufolge ihren verbleibenden Anteil am Netzbetreiber TransnetBW ganz oder teilweise verkaufen. Letztes Jahr zahlte die staatliche KfW-Bank runddrei Milliarden Eurofür einen 25-prozentigen Anteil an dem Netz in Südwestdeutschland.
Unterdessen prüft RWE „verschiedene Optionen“ für seinen Anteil von 25,1 Prozent am Netzbetreiber Amprion, wie Finanzvorstand Michael Müller auf einer Bilanzpressekonferenz Anfang des Monats gegenüber Reportern sagte. Amprion deckt den Großteil des Westens ab; die Beteiligung sei mit rund 1,6 Milliarden Euro bewertet worden, so die Analysten von Bernstein um Deepa Venkateswaran in einer Analyse vom Mai. Die beiden Energieversorger haben ein Interesse daran, Anteile zu verkaufen, um die hohen Investitionen in ihre eigene Energiewende zu finanzieren.
Die Presse