Eine von der Universität Innsbruck und der Haller Privatuniversität UMIT durchgeführte Studie hat zutage gefördert, dass Gäste im Falle von Energiesparmaßnahmen in Hotels – wie etwa bei Temperatursenkungen um zwei Grad in Hotelzimmern – offenbar mehrheitlich durchaus tolerant wären. Sollte es gewisse „Kompensationen“ wie etwa Preisreduktionen geben, sei die Toleranz sogar noch höher, sagte der an der Studie beteiligte Wissenschafter Robert Steiger im APA-Gespräch.
Insgesamt seien für die Studie – die im August in der renommierten Fachzeitschaft „Tourism Management“ erschienen ist – 600 Personen online befragt worden, erklärte der am Institut für Finanzwissenschaft der Universität Innsbruck tätige Forscher. Diese Befragten hatten in den vergangenen fünf Jahren zumindest einen Winterurlaub in Österreich verbracht. Ihnen seien dann schließlich im Oktober 2022 und März 2023 Fragen zu Energiesparmaßnahmen in Hotels gestellt worden, beispielsweise indem fiktive Hotels mit jeweils unterschiedlichen Charakteristika gezeigt wurden und die jeweilige Bereitschaft des Mittragens von Energiesparmaßnahmen abgefragt wurde.
Neben „Preisreduktionen“ – 21 Prozent der Befragten waren bereit, eine Zimmertemperaturabsenkung von 22 auf 20 Grad bereits bei einer Preisreduktion von 10 Euro zu tolerieren – erhöhe auch hoteleigene Stromerzeugung mit Photovoltaik-Anlagen oder verwendeter Öko-Strom die Gästetoleranz beim Energiesparen. Hier ist der Prozentsatz noch deutlich höher: Für 60 Prozent der Befragten wäre ein Hotel mit eigener Stromerzeugung und 20 Grad maximaler Raumtemperatur mindestens gleich attraktiv – oder attraktiver – als ein Hotel mit Nicht-Ökostrom und 22 Grad maximaler Raumtemperatur.
Auch wenn man bei 21 Prozent noch nicht davon sprechen könne, dass eine „Mehrheit der Gäste“ bereit sei Energiesparmaßnahmen mitzutragen, müsse man daran denken, dass beide Faktoren auch „kombinierbar sind“, unterstrich Steiger. „Die Kombination von Öko-Strom und Preisreduktion würde wohl gute Ergebnisse nach sich ziehen“, war der Wissenschafter überzeugt. Auch sei es denkbar, dass höhere Preisreduktionen – sofern sich diese dann noch für die Hotels rechneten – zu einem höheren Prozentsatz bei der Zustimmung führten.
Klar sei jedenfalls – quasi als „Vorgeschichte“ zur Studie – dass die Absenkungen der Temperatur im Hotelzimmer bei Gästen an sich subjektiv „rasch den Komfort einschränkt“, so Steiger, der die Studie zusammen mit vier weiteren Personen durchführte und verfasste. „Wir haben uns deshalb gefragt, wie Hoteliers diese für Gäste oftmals als unangenehm empfundenen Sparmaßnahmen gut kompensieren könnten“, erläuterte Steiger.
Insgesamt seien schlicht auch „kreative Lösungen“ gefragt, um Gäste beim Energiesparen zum „Mithelfen zu motivieren“. „Es ist beispielsweise denkbar, dass, als eine weitere Sparmaßnahme, die Duschzeit von Gästen reduziert wird, indem man eine Playlist mit jeweils vierminütigen Liedern zur Verfügung stellt. „Das ist beispielsweise bei einer Hotelkette auf Mallorca passiert, als es Wasserknappheit gab“, erklärte der Forscher. Man habe in diesem Zusammenhang die Gäste aufgefordert, nur so lange zu duschen, wie eben ein Song dauert.
Wichtig sei bei all diesen „Lösungsansätzen“ jedenfalls, „individuell auf den Gast“ einzugehen, denn nicht jeder sei bereit, die gleichen Sparmaßnahmen mitzutragen. „Jeder Gast ist unterschiedlich und die Hotels müssen sich überlegen, welche Maßnahmen von welchem Gast mitgetragen werden können“. Es gehe darum den „Gast mitzunehmen“ und ihn auch insgesamt für das Thema Energie „zu sensibilisieren“, führte Steiger aus.
APA