Promis protestieren gegen Windparkprojekt in Mittelitalien

26. September 2024, Rom
Sorge um unberührte Landschaft zwischen Orvieto und Bolsena-See
 - Bad Berleburg, APA/dpa

Ein riesiges Windparkprojekt, das in der noch unberührten Landschaft zwischen Orvieto und dem Bolsena-See geplant ist, sorgt für Proteste. Der Windpark sieht die Errichtung von sieben Turbinen mit einer Höhe von mehr als 200 Metern zwischen den mittelitalienischen Regionen Umbrien und Latium vor.

Gegen das Projekt stemmen sich Umweltschützer, Intellektuelle und Kulturschaffende, die einen Appell an Italiens Staatspräsidenten Sergio Mattarella in der Hoffnung gerichtet haben, das Projekt so noch zu stoppen. Einwohner der Gegend und Umweltschutzverbände beklagen, dass das Megaprojekt „verheerende Auswirkungen auf die Landschaft zu haben droht und die touristische Attraktivität und die Wirtschaft der Gebiete gefährdet“. So befindet sich beispielsweise die etruskische Nekropole von Lauscello nur 500 Meter von dem Ort entfernt, an dem eine der Windkraftanlagen errichtet werden soll.

Initiatoren der Petition an Mattarella sind die Filmregisseurin und Drehbuchautorin Alice Rohrwacher und Giovanni Attili, Professor für Stadtplanung und Experte für nachhaltige Entwicklung von Umwelt und Territorium an der römischen Universität La Sapienza. Der Appell an das Staatsoberhaupt wurde von hunderten Intellektuellen, darunter Regisseure wie Marco Bellocchio, Luca Guadagnino, Mario Martone, Gabriele Salvatores, Gelehrte und Akademiker, sowie Schauspielerinnen wie Isabella Rossellini, Claudia Cardinale und Alba Rohrwacher unterzeichnet.

Die Initiatoren der Petition an Mattarella erinnern eindringlich an die aktuelle Gesetzgebung, die einen Abstand von mindestens drei Kilometern zwischen den Windpark-Anlagen und dem geschützten kulturellen Erbe vorschreibt. Dieser Abstand war bereits im Jahr 2023 von ursprünglich sieben Kilometern reduziert worden, um den Bau von Windparks zu fördern.

„Wir sind der Meinung, dass es keinen Platz für eine Energiewende geben darf, die auf der Ausbeutung des Territoriums beruht, die, um ehrlich zu sein, die Hauptursache für dieselbe ökologische Krise darstellt, die man mit Worten bekämpfen möchte. Es bedarf eines Paradigmenwechsels: Die Frage der Energieerzeugung und des Energieverbrauchs kann nicht als ein von den territorialen Zusammenhängen losgelöstes Element betrachtet werden“, hieß es im Schreiben an Mattarella.

In der Zwischenzeit macht auch die Toskana gegen Windparks mobil. In der Region wurde die Organisation TESS (Transizione Energetica Senza Speculazione -Energiewende ohne Spekulation) gegründet, die unter anderem von den lokalen Sektionen der Umweltschutzverbände Italia Nostra, WWF und dem italienischen Alpenverein unterstützt wird. Sie kämpft gegen die Genehmigungen für die Installation von Speicherbatterien und Photovoltaikanlagen auf Feldern und gegen die Abholzung von Wäldern für die Errichtung von Windkraftanlagen.

Bürgerverbände protestieren auch auf der Insel Sardinien gegen Pläne zur Errichtung riesiger Photovoltaikanlagen und Windparks. Ziel ist es, den Bau von Windrädern auf Sardinien zu verhindern, der „zur Umwandlung der Insel von einer ländlichen in eine industrielle Landschaft führen und die Identität der Sarden zerstören würde“, behaupten die Verbände.

Die Umweltschützer haben eine Unterschriftensammlung gestartet. Ihr Ziel ist es, 10.000 Unterschriften zu erreichen, damit ein regionales Referendum über die Pläne zur Errichtung neuer Photovoltaik-Anlagen und Windparks einberufen werden kann. Die Unterschriftensammlung läuft bereits in den wichtigsten Städten der Insel, der zweitgrößten Italiens.

Die Befürworter des Referendums behaupten, sie seien nicht gegen Photovoltaikanlagen und Windparks zur Energieversorgung von Häusern oder Unternehmen auf der Insel, „sondern gegen die respektlose Nutzung von Boden für diese Zwecke“. „Wir wollen Sardinien vor den ökologischen und wirtschaftlichen Schäden schützen, die durch die Errichtung von Anlagen verursacht werden, die aus Tausenden von Windrädern und Photovoltaikpaneelen zur Erzeugung von Strom bestehen. Dieser Strom wird außerhalb unserer Insel verbraucht“, betonten die Verbände.

APA

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