Worüber in Salzburg seit Jahrzehnten erfolglos diskutiert wird, ist in Munderfing längst Realität. Zehn Jahre wird der Windpark nun alt.
Der Schlüssel zum Erfolg seien genau zwei Punkte gewesen, ist Martin Voggenberger, Bürgermeister in Munderfing und Geschäftsführer der Windpark Munderfing GmbH, überzeugt. Das sei zum einen ein auf dreißig Jahre angelegtes Energiekonzept für die Gemeinde gewesen, mit dem Ziel, den Energiebedarf der Gemeinde komplett durch erneuerbare Energie zu decken, zuallererst mithilfe des Windparks. Zum anderen sei es ein hohes Maß an Hartnäckigkeit gewesen, das schließlich zum Erfolg geführt habe. „Denn anfangs gab es auch hier Kritiker, auch unter den Gemeindepolitikern.“ Man habe mit der Planung im Jahr 2009 nach der Wahl begonnen und dann sei die Stimmung schnell ins Positive gekippt. Heute drehen sich am Standort im Kobernaußerwald sechs Windräder. Sie erzeugen jährlich rund 40 Millionen Kilowattstunden Strom. Das entspricht in etwa dem Stromverbrauch von rund 13.000 Haushalten, das ist in etwa ein Drittel der Haushalte im Bezirk Braunau.
Für Joachim Payr, Geschäftsführer von EWS Consulting, eine Erfolgsgeschichte von vorn bis hinten. „Die Stromerträge passen. Und alle anfänglichen Ängste haben sich in Luft aufgelöst. Es wurden weder massenhaft Vögel geschreddert noch ist die Gemeinde Munderfing bankrott gegangen.“ EWS Consulting hält rund zehn Prozent an dem Windpark, die Gemeinde Munderfing ist mit rund 75 Prozent und die Energie AG mit rund 14 Prozent am Windpark beteiligt.
Die EWS Consulting ist auch bei einem künftigen Windparkprojekt in direkter Nachbarschaft beteiligt. Der Windpark Kobernaußerwald mit 19 Windrädern auf dem Gemeindegebiet von St. Johann am Walde, Maria Schmolln, Lengau, Schalchen und Munderfing nehme langsam Formen an. Derzeit würden die Einreichunterlagen für die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) erstellt. Das soll bis Jahresende abgeschlossen sein. Läuft alles nach Plan, könne realistischerweise 2027 mit der Errichtung der Windräder begonnen werden.
Während sich in Oberösterreich die Windräder drehen, gibt es im Bundesland Salzburg noch keines. Sehr wohl aber zwei nennenswerte Projekte, eines im Flachgau und eines im Pongau. An beiden ist die Salzburg AG beteiligt. Nach Angaben des Unternehmens gibt es am Windsfeld in Flachau seit dem Jahr 2021 Windmessungen. Diese seien zufriedenstellend verlaufen und würden die Basis für die UVP-Planung bilden. Im März sei das Projekt den Behörden vorgestellt worden. Im ersten Halbjahr 2025 soll die UVP-Verhandlung stattfinden. Geplant seien zehn bis zwölf Windräder. Ein Datum für die Errichtung der Windräder gibt es noch nicht.
Auf dem Lehmberg in Thalgau östlich der „Großen Plaike“ wurde Ende 2023 ein Windmessmast errichtet, der im Mai 2024 zerstört wurde. Der neue wird Ende Oktober errichtet. Die Messdaten sind laut Salzburg AG vielversprechend. Derzeit würden die Einreichunterlagen für die UVP erstellt. Ersten Schätzungen zufolge wären am Lehmberg bis zu 15 Windräder mit 90 Megawatt Leistung möglich.
von Susanna Berger
Salzburger Nachrichten