Zwei Organisationen haben ein Modell gerechnet, wie sich eine hohe und mit der Zahl der jährlichen Flüge drastisch weiter steigende Flugabgabe auswirken würde. Die europaweiten Einnahmen könnten sich auf 63,6 Mrd. Euro pro Jahr belaufen, die Emissionen würden um 21 Prozent sinken, heißt es in der Studie, die auch von der Zeitung „Der Standard“ zitiert wird. Trotz massiver Preiserhöhungen sei dabei nur ein Rückgang der Passagierzahlen um 26 Prozent im Jahr 2028 zu erwarten.
Das Modell würde nur einen Kurzstreckenflug (hin und zurück) pro Jahr gänzlich von Abgaben ausnehmen. Die erste Mittelstreckenreise (hin und zurück) würde bereits 100 Euro, die erste Langstreckenrotation 200 Euro Zuschlag erfahren. Das wäre bei jetzt üblichen Preisen für Mittelstrecken-Tickets oft eine Verdoppelung der Kosten – bei Billigfliegern sogar deutlich mehr. Wer die Reise in der ersten Klasse oder Business genießt, müsste noch einmal 200 Euro drauflegen. Für die zweite Reise (hin und zurück) kämen noch einmal 100 Euro, für die dritte 200, die vierte 400 und jede weitere 800 Euro dazu.
Derzeit werden in Österreich für Abflüge 12 Euro eingehoben, für Ankünfte nichts, für eine Rundreise also in Summe 12 Euro. Nur Kurzstreckenflüge unter 350 km kosten 30 Euro Abgabe. In Deutschland sind für Abflüge zwischen 15,52 und 70,83 Euro fällig, je nach Distanz, bei Ankünften werden wie in Österreich keine Zusatzkosten verrechnet. In beiden Ländern gibt es keine Zuschläge für Business-Flüge. In Großbritannien kosten Economy-Europaflüge (nur Abflüge) pro Person 13 Pfund (15,58 Euro) zusätzlich, Business-Flüge 16 Pfund und Flüge in Business-Jets 78 Pfund. Aber Langstreckenflüge kosten in Business-Klasse 194 Pfund und im Firmen-Jet schon 581 Pfund.
Der Thinktank New Economics Foundation und das internationale Netzwerk Stay Grounded, das sich für umweltfreundliche Mobilität und Alternativen im Flugverkehr einsetzt, meinen, die meisten Menschen würden die Abgabe nicht spüren. Denn fast drei Viertel der Bevölkerung fliege ohnehin nicht. Da im Gegenzug alle nationalen Ticketabgaben wegfallen würden, könnte die erste Flugreise im Jahr, insbesondere für die Kurzstrecke, sogar billiger werden. Das Modell fußt auf einer Machbarkeitsstudie des niederländischen Forschungs- und Beratungsunternehmens CE Delft und einer juristischen Analyse der Brüsseler Anwaltskanzlei Adastone Law.
Langfristiges Ziel des Netzwerks Stay Grounded wäre ohnehin, dass Flugbenzin (Kerosin) künftig ähnlich wie Autobenzin besteuert wird – derzeit ist es auf Basis eines weltweiten Abkommens steuerfrei. Auch Mehrwertsteuer wird nur geringfügig eingehoben.
Spürbare Emissionsverringerungen bei deutlich weniger Kosten wären möglich, wenn Flugzeuge künftig langsamer flögen, zeigt eine weitere im „Standard“ zitierte Studie der Universität Cambridge. Würde die Fluggeschwindigkeit um 15 Prozent abnehmen, könnte das fünf bis sieben Prozent des Treibstoffverbrauchs einsparen – und damit auch die Treibhausemissionen der Luftfahrt reduzieren, so die Zeitung. Ein Transatlantikflug würde dadurch um 50 Minuten länger dauern.
APA