Deutscher Wasserstoff-Kernnetzbau kostet fast 19 Mrd. Euro

22. Oktober 2024, Berlin
Erste Leitungen sollen bereits 2025 in Betrieb gehen
 - Leuna, APA/dpa (Themenbild)

Das Kernnetz für die geplante Verteilung von Wasserstoff in Deutschland kann gebaut werden. Die entsprechende Genehmigung dafür liege mittlerweile vor, teilten das deutsche Wirtschaftsministerium, die Bundesnetzagentur sowie die Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber am Dienstag in Berlin mit. Vorgesehen sind insgesamt 9.040 Kilometer und Kosten von knapp 19 Mrd. Euro. Das sind um 800 Millionen Euro weniger als ursprünglich geplant.

Das Netz soll alle 16 deutschen Bundesländer verbinden, 13 Knotenpunkte an den deutschen Grenzen für den Import haben und bis 2032 fertiggestellt werden.

Wasserstoff spielt eine zentrale Rolle, um die Energieversorgung und Industrieprozesse klimaneutral zu machen. „Deutschland ist damit Vorreiter in Europa“, sagte der deutsche Wirtschaftsminister und Grünen-Politiker Robert Habeck. „Bereits im kommenden Jahr werden erste Wasserstoffleitungen des Kernnetzes in Betrieb gehen.“ Der Aufbau erfolge dann schrittweise. Es sei aber größer als der Bedarf im Jahr 2032 angelegt. Kritiker monieren, dass nicht genügend Wasserstoff zur Verfügung steht und dieser noch sehr teuer ist.

Das Kernnetz, das etwas kleiner ausfällt als zunächst angedacht, ist vergleichbar mit dem Autobahnnetz. Die Landes- und Kreisstraßen – also die Wasserstoffanbindungen bestimmter Konzerne oder Kraftwerke – müssen noch angegangen werden.

Deutschland wird den Großteil seines Wasserstoffbedarfs über Importe abdecken müssen. Umgesetzt werden die Pläne von den Fernleitungsnetzbetreibern, die 18,9 Mrd. Euro bis zum Jahr 2032 investieren wollen. Der Bund bietet eine finanzielle Absicherung gegen unvorhersehbare Entwicklungen. Die eigentliche Finanzierung soll zum größten Teil aber über Entgelte der Nutzer erfolgen. Diese sind allerdings gedeckelt. Ein Ausgleichskonto soll dafür sorgen, dass Mindereinnahmen in der Startphase durch spätere Mehreinnahmen kompensiert werden.

Der deutsche Netzagentur-Chef Klaus Müller sagte, es würden nur Erdgasleitungen auf Wasserstoff umgestellt, die nicht mehr für den Gastransport benötigt werden. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, würden knapp 2 Milliarden Euro investiert – in zusätzliche Erdgasleitungen. Insgesamt werden beim Wasserstoffnetz 60 Prozent der Leitungen vom bisherigen Erdgas-Betrieb umgestellt. Die restlichen 40 Prozent werden neu gebaut. 2032 soll die geplante Einspeiseleitung 101 Gigawatt betragen.

Wasserstoff soll bei der klimafreundlichen Transformation besonders für Industrie sowie Luft- und Schiffsverkehr eine tragende Rolle zukommen. Wasserstoff ist speicherbar und kann in manchen Industrieprozessen Kohle oder Öl ersetzen, was mit Strom nicht möglich wäre. Auf längere Sicht soll der Wasserstoff grün sein, also mit Wind- oder Sonnenenergie erzeugt werden. Zunächst kann aber auch blauer Wasserstoff eine größere Rolle spielen. Dieser wird mit Erdgas produziert, das anfallende Klimagas CO2 unterirdisch abgespeichert. Importiert werden soll vor allem über Pipelines, die aus Norwegen, Großbritannien und Dänemark nach Deutschland führen sollen.

APA/Reuters