„Die Energiekrise ist noch nicht vorbei“

22. Oktober 2024

Burgenland-Energie-Chef Stephan Sharma warnt die Politik: Ein typischer Haushalt müsse ab 2025 um 370 Euro mehr zahlen

Stephan Sharma, Burgenland Energie, im Interview mit Ressortleiter Rainer Nowak: „Energiewende als Chance erkennen.“

Wie läuft die Energiewende in Österreich?

Sagen wir: ausbaufähig. Aktuell befinden wir uns in einer sehr schwierigen Situation, sowohl was die Wirtschaft als auch die Energieversorgung betrifft. Gleichzeitig laufen mit Jahresende Unterstützungsleistungen für Haushalte aus. Wir müssen uns aus dieser Energiefalle befreien, indem wir uns energieunabhängig machen. Wenn man den Umbau der Energieinfrastruktur konsequent in Richtung 100 Prozent Energieunabhängigkeit umsetzen würde, dann würde das etwa 70 Milliarden Euro kosten.

70 Milliarden gibt es wohl kaum im Staatshaushalt.

Es braucht sowohl die Politik, aber auch Unternehmen, die das umsetzen. Das Kapital dafür ist bei den Banken aufgrund der Wirtschaftlichkeit dieses Umbaus vorhanden. Im Burgenland zeigen wir bereits, wie das möglich ist: Wir finanzieren den Ausbau gemeinsam mit der Europäischen Investitionsbank und österreichischen Banken und Versicherungen.

Wie kriegen wir die Kosten runter?

Indem wir einen rot-weiß-roten Pakt für Energieunabhängigkeit schnüren. Wir haben die Technologien, wir haben die Energieressourcen im eigenen Land, wir haben die Unternehmen im Land, die bereit sind, da zu investieren.
Aber Österreich kann sich vom internationalen Strom- und Energiemarkt und damit den Preisen nicht völlig entkoppeln.

Österreich kann zum Energieexporteur werden, wir sind Vorreiter bei erneuerbaren Energien.
Wo spießt es sich?

Dass wir die Energiewende nicht als Chance und Konjunkturmotor erkennen. Macht man sie richtig, ist die Energiewende kein Kostentreiber.

Aber die Energiewende werden natürlich auch die Kunden spüren. Oder besser: Das tun sie bereits.
Das müssen sie nicht, wenn wir uns unabhängiger machen. Aktuell werden die Haushalte noch durch die Strompreisbremse und die Abgabenbefreiung entlastet. Die Strompreisbremse macht für einen durchschnittlichen Haushalt 190 Euro im Jahr aus. Die Elektrizitätsabgabenentlastung und die Erneuerbaren-Förderabgabenentlastung machen in etwa 180 Euro pro Jahr aus.

Und das fällt beides?

Das sind 370 Euro pro Jahr, die ein typischer österreichischer Haushalt ab 1. Januar 2025 mehr zahlen muss.

Sie garantieren Ihren Kunden im Burgenland für 20 Jahre fixe Preise?

Als Energieunternehmen sind wir für eine sichere und leistbare Energieversorgung im Burgenland verantwortlich. Unser Ziel ist es: Im Burgenland bis 2030 energieunabhängig durch den Ausbau von Wind, PV und Speicherkapazität zu werden. Wir haben daher europaweit die erste Bürger-Energiegemeinschaft für eine gesamte Region etabliert.

Als CEO können Sie doch nicht entgegen Ihrer Haftung versprechen, dass Ihr Unternehmen dadurch womöglich keine Gewinne macht. Wie soll das gehen?

Das, was wir gestern präsentiert haben, ist eine europaweite Strommarktrevolution. Wenn die einzige kritische Frage, die übrig bleibt, die ist, ob wir bei diesem Modell noch genug Gewinne schreiben, dann bin ich der Meinung, dass wir sehr viel richtig gemacht haben.

Hinweis: Die „Kronen Zeitung“ kooperiert mit Burgenland Energie (Krone Sonne).

Kronen Zeitung