Erste Kabel für deutsche Stromautobahn Suedlink

22. Oktober 2024, Heeslingen
Die Stromtrasse führt durch sechs deutsche Bundesländer (Symbolbild)
 - Hohenhameln, APA/dpa

Die Bauarbeiten für die deutsche Stromautobahn Suedlink schreiten voran. Die ersten Kabel für die Trasse werden im niedersächsischen Landkreis Rotenburg (Wümme) verlegt, wie der Betreiber Tennet mitteilt. Am Dienstag informiert das Unternehmen über den Beginn der Arbeiten im Raum Heeslingen. Die letztlich rund 700 Kilometer lange Trasse soll ab Ende 2028 grünen Strom aus dem windreichen Norden nach Süddeutschland transportieren und 10 Mio. Haushalte mit Ökostrom versorgen.

Auf einer Strecke von rund 12 Kilometern seien schon Leitungen verlegt worden, teilte ein Sprecher von Tennet mit. „Wir stehen momentan ganz am Anfang der Kabelinstallation, fahren die Aktivitäten Stück für Stück hoch.“ Es seien die ersten Kabel, die für die Stromautobahn deutschlandweit eingezogen werden. Mehr als 2.400 Kilometer Kabel sollen verlegt werden. In der Regel werden die Kabel in einer Tiefe von 1,3 bis 1,5 Metern verbaut.

Die Stromtrasse führt durch sechs deutsche Bundesländer: von Schleswig-Holstein über Niedersachsen, Hessen und Thüringen bis nach Bayern und Baden-Württemberg. Genau genommen handelt es sich bei Suedlink um zwei Stromverbindungen: Sie beginnen in Wilster und Brunsbüttel in Schleswig-Holstein, vereinen sich unter der Elbe und verzweigen sich erst wieder in Süddeutschland. Ein Kabel endet in Bergrheinfeld in Bayern, das andere in Leingarten in Baden-Württemberg.

Suedlink soll Gleichstrom transportieren. Dabei geht weniger Energie verloren als beim Transport von Wechselstrom. Konverter an den Endpunkten der Stromtrasse wandeln den Gleichstrom in Wechselstrom um. Nach der Abschaltung der Atomkraftwerke und dem Kohleausstieg sind insbesondere Bayern und Baden-Württemberg auf Windkraft aus dem Norden angewiesen.

Experten halten den Ausbau des Stromnetzes im Zuge der Energiewende für notwendig. Bürgerinitiativen und Aktionsbündnisse hatten in der Vergangenheit immer wieder Bedenken an dem Megaprojekt geäußert und mit Klagen gedroht. Sie fürchten unter anderem negative Auswirkungen auf Landwirtschaft und Umwelt.

Ursprünglich sollte die Nord-Süd-Trasse schon 2022 fertig sein. Nach derzeitiger Planung könnte der erste Strom Ende 2028 fließen. Der Zeitplan sei ambitioniert, aber realistisch, betonte der Tennet-Sprecher. Für Planung und Bau im Norden des Landes ist Tennet zuständig, TransnetBW verantwortet Mittel- und Süddeutschland.

Schon die Planungs- und Genehmigungsverfahren sind langwierig, weil die Stromkabel unter anderem durch private Grundstücke und Felder verlaufen. Die Leitungen müssen nun unter der Erde verlegt werden – teilweise unter Flüssen, Autobahnen und Infrastruktur. Manche Straßen müssen verstärkt werden, damit die schweren Baufahrzeuge überall passieren können. Bei Glückstadt in der Nähe von Hamburg entsteht für die Trasse ein eigener Elbtunnel, ein anderes Teilstück wird 200 Meter unter der Erde in einem Salzbergwerk bei Heilbronn verlegt.

Bei der Verlegung von Erdkabeln wird weniger in das Landschaftsbild eingegriffen als bei Strommasten, es kostet allerdings viel Geld. Die Betreiber rechnen nach eigenen Angaben mit etwa 10 Mrd. Euro. Was die künftige Inbetriebnahme von Suedlink für die Strompreise bedeutet, ist unklar. Fest steht, dass die Kosten des Projekts über Jahrzehnte auf die Netzentgelte umgelegt werden und damit bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern landen.

Gleichzeitig soll die neue Trasse Engpässe in der Stromversorgung verhindern – das wiederum spart Geld. Im besten Fall muss weder Strom dazugekauft werden, noch müssen zusätzliche Kraftwerke hochgefahren werden. Weniger Engpässe belasten den Geldbeutel weniger.

APA/dpa