Italien schiebt Rückkehr zur Atomkraft an

22. Oktober 2024, Rom
Reaktoren sollen "mit italienischer Technologie und Wissenschaft" gebaut werden
 - Flamanville, APA/AFP

Die italienische Regierung schiebt die Rückkehr zur Atomkraft an und will erstmals seit fast 40 Jahren wieder ein Atomkraftwerk errichten. Bis zum Ende des Jahres solle der erforderliche Gesetzesrahmen vorliegen, kündigte am Montag Unternehmensminister Adolfo Urso an. Damit wolle die Regierung sicherstellen, „dass in Italien neue Kernkraftwerke der dritten und vierten Generation errichtet werden können“.

„Wir wollen keine Kernreaktoren aus anderen Ländern importieren. Wir wollen sie in Italien mit italienischer Technologie und Wissenschaft bauen, um sie in andere Länder zu exportieren“, sagte Urso am Rande einer Wirtschaftskonferenz in Mailand.

Nach dem größten Atomunfall in der Geschichte in Tschernobyl hatte Italien im November 1987 in einem Referendum den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. Im Juni 2011 – drei Monate nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima – stimmten bei einem weiteren Referendum der damaligen Regierung unter Silvio Berlusconi rund 94 Prozent der Italiener gegen eine Rückkehr zur Kernenergie.

Inzwischen hat sich das Stimmungsbild aber deutlich geändert. Vor allem seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine ist die Energiesicherheit zu einem wichtigen Thema geworden, da Italien sich wie alle anderen westlichen Staaten vom russischen Gas löste. Die Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni vertritt zudem die Meinung, dass Kernenergie klimapolitisch unerlässlich ist, um die Treibhausgasemissionen zu senken.

APA/ag