Dass der Landesenergieversorger Tiwag nicht auf Wasserableitungen verzichten will, sorgt für Unruhe.
Der am 20. September vorgelegte modifizierte Ausbau- und Terminplan für das Kraftwerk Kaunertal treibt nicht nur den Gegnern die Zornesröte ins Gesicht. Auch Landeshauptmann Anton Mattle (VP) soll alles andere als erfreut sein, schließlich lehnt er die Wasserfassungen aus dem Ötztal für die Erweiterung zu einem Pumpspeicherkraftwerk ab. Der Widerstand im Ötztal ist zu groß, in einer Volksbefragung in Sölden haben sich 96,2 Prozent gegen die Überleitungen von Wasser aus der Venter und Gurgler Ache ins benachbarte Kaunertal ausgesprochen.
Einreichung bis April 2025
Eigentlich wollte der Landesenergieversorger Tiwag das reduzierte Ausbauvorhaben bereits im Oktober zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) einreichen, doch beim Land wurde um Fristerstreckung bis April angesucht. Und nicht nur das. Die Tiwag hat das Projekt in zwei Teile gegliedert. Zentrale Bestandteile des ersten Abschnitts sind das Pumpspeicherkraftwerk Versetz und der Speicher im Platzertal.
Bis April 2025 sollen die Unterlagen für die UVP vorliegen, mit einem endgültigen Genehmigungsbescheid wird dann 2030 gerechnet.
Zur Verwunderung Mattles enthält die Modifikation bereits den zweiten Projektteil. Diese abschließende Ausbaustufe umfasst just die umstrittenen Wasserfassungen im Ötztal. Anvisiert wird eine Umweltverträglichkeitsprüfung bis 30. September 2027 – also in drei Jahren. Für den Ausbau zu einem Pumpspeicherkraftwerk würde es die zweite Ausbaustufe gar nicht benötigen.
Mattle hat zuletzt darauf gedrängt, sie vorerst auf Eis zu legen. Für ihn haben die Speicherkapazitäten Vorrang, wenngleich der neue Speicher im Platzertal ebenso heftig kritisiert wird.
Im Land machen die überarbeiteten Ausbaupläne samt Wasserableitungen aus dem Ötztal bereits die Runde. Die Behörde prüft sie und wird danach eine Stellungnahme dazu abgeben. Zwischen der Tiwag-Führung und Mattle dürfte es deshalb ebenfalls noch zu einer Aussprache kommen.
Absage an Wasser aus Ötztal
Klare Worte finden die Grünen. „Die Tiwag möchte politische Entscheidungen aussitzen. Die Bevölkerung im Ötztal hat sich ebenso wie die Politik gegen Wasserableitungen aus dem Ötztal entschieden“, kritisiert der grüne Klubchef Gebi Mair. Nun solle das Kraftwerk Kaunertal aber in der Sache unverändert in zwei Ausbaustufen gebaut werden. Die zweite sehe die Wasserableitungen aus dem Ötztal genauso vor, wie sie die Tiwag immer schon geplant habe.
Ebenso ist für Mair der Zeitplan bis 30. September 2027 bewusst auf eine Woche nach der nächsten Landtagswahl gelegt. „So kann es nicht weitergehen. ÖVP-Landeshauptmann Anton Mattle darf den Tiwag-Schwanz nicht weiter mit dem Eigentümer-Hund wedeln lassen. Das Land Tirol muss klare energiepolitische Vorgaben machen, anstatt sich vom Landesenergieversorger auf der Nase herumtanzen zu lassen.“ Die Ableitungen aus dem Ötztal sind ein No-Go für die Tiroler Umwelt, sagt Mair abschließend.
„So kann es nicht weitergehen. ÖVP-Landeshauptmann Anton Mattle muss ein Machtwort sprechen.“
Gebi Mair
Tiroler Tageszeitung