Land tritt Energiegemeinschaft bei

5. November 2024, Innsbruck

Weil sich höhere Preise erzielen lassen, wird das Land der Kirchbichler Energiegemeinschaft „BEG Energie Marie“ beitreten. Landeseigene Tiwag ist keine Option.

„Das muss ein Weckruf dafür sein, dass die Tiwag bessere Konditionen für alle TirolerInnen bieten muss.“
Gebi Mair/Grüne (Klubobmann)

Warum wird das Land Tirol Mitglied der kleinen Energiegemeinschaft „BEG Energie Marie“ in Kirchbichl? Einen entsprechenden Beschluss hat die Tiroler Landesregierung jüngst gefasst. „Durch die Mitgliedschaft und damit die Möglichkeit der Stromverwertung innerhalb der Energiegemeinschaft können höhere Erlöse als am Strommarkt realisiert werden, wodurch das Land Tirol einen wirtschaftlichen Nutzen erzielen kann, lautet die Begründung.
Was hat es jetzt damit auf sich? Im Mittelpunkt steht dabei die Nachsorge der 2007 stillgelegten Mülldeponie Riederberg in Wörgl. Das Land hat sich u. a. verpflichtet, das dort anfallende Deponiegas abzusaugen und zu verwerten. Seit 2011 wird das Deponiegas zur Stromerzeugung genutzt. Bisher wurde der erzeugte Strom über die OEMAG, die Abwicklungsstelle für Ökostrom, vermarktet. Wegen sinkender Strompreise und einer Tarifänderung haben sich die Erlöse aber deutlich verringert.

„Eine Möglichkeit zur Verbesserung der Erlöse stellt die Teilnahme an einer Energiegemeinschaft dar. Die ,BEG Energie‘ bietet an, 70 Prozent des eingespeisten Stroms zu einem aktuell höheren Preis abzunehmen, wodurch eine jährliche Erlössteigerung von rund 15.000 Euro möglich wäre“, teilt dazu der zuständige Landesrat René Zumtobel (SP) mit. Der bestehende Vertrag mit der OEMAG bliebe weiter- hin bestehen, sodass die restlichen 30 Prozent des Stroms wie bisher über diesen Weg vermarktet werden könnten.

Aber warum erfolgt die Abwicklung nicht über den landeseigenen Energieversorger Tiwag? Laut Stellungnahme Zumtobels liege der derzeitige Einspeisetarif für Photovoltaik bei der Tiwag für das erste Quartal 2024 bei 7,28 Cent pro Kilowattstunde. Die Vermarktung von Deponiegas-Strom – ebenfalls Ökostrom – gestaltet sich jedoch schwieriger. Im Vergleich dazu bietet die Energiegemeinschaft aktuell einen Preis von neun Cent pro Kilowattstunde, wobei der Vertragsabschluss noch ausstehe.

Eine alternative Vermarktungsoption wäre die Einspeisung als Spitzenstrom über die Tiwag, weil die Deponiegasmotoren regelbar sind. „Allerdings unterliegen die Erlöse hier deutlich größeren Schwankungen, was die Planungssicherheit stark mindert. Eine Anfrage dazu im Frühjahr ergab zudem, dass die zu erwartenden Erlöse als weniger attraktiv einzuschätzen sind“, heißt es abschließend.

Für den grünen Klubchef Gebi Mair muss das jedoch ein Weckruf dafür sein, dass das Landesunternehmen bessere Konditionen für alle Tirolerinnen und Tiroler bieten müsse. „Wofür brauchen wir ein Unternehmen in Landeseigentum wenn nicht einmal das Land Tirol akzeptable Einspeisevergütungen erhält?“

Die Tiwag müsse vollständig umsteuern, damit sie endlich zum Nutzen der Tiroler Bevölkerung arbeitet. „Die Änderung des Statuts, die von Landeshauptmann Anton Mattle (VP) vorgenommen wurde, bringt bisher keinerlei Mehrwert für die Tirolerinnen und Tiroler.“ Für die Energiewende benötige man private Einspeiser von Photovoltaik ganz besonders dringend, fügt Mair hinzu.

Tiroler Tageszeitung