Lebensmittelverpackungen: Umweltbewusster Einkauf ist schwer

8. November 2024, Wien/Linz/Heidelberg
Mehrwegglas ist ökologisch top, aber nur wenn der Transportweg im Rahmen bleibt
 - Düsseldorf, APA/dpa

Welche Lebensmittelverpackung hat welchen ökologischen Fußabdruck? Eine einfache Antwort auf diese Frage, die umweltbewusste Kunden umtreibt, gibt es nicht. Aus einer Studie im Auftrag des Deutschen Naturschutzbundes kann man ableiten: Monomaterialien sind besser als Verbundstoffe, Einwegglas flop, Mehrwegglas top – allerdings nur wenn der Transportweg im Rahmen bleibt. Denn das Gewicht wirkt sich stark auf den Fußabdruck aus, weshalb Plastik manchmal grüner ist als Karton.

Der Naturschutzbund Deutschland hat beim Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) eine Studie in Auftrag gegeben. Dabei wurden verschiedene Verpackungsalternativen für bestimmte Produkte unter die Lupe genommen und anhand dreier ökologischer Problemfelder bewertet: CO2-Abdruck, nicht erneuerbarer Ressourcenverbrauch und Schadstofffreisetzungen. Die Ergebnisse aus dem Jahr 2021 beziehen sich auf eine sogenannte funktionelle Einheit von 1.000 Kilo oder 1.000 Liter, um Verpackungen verschiedener Füllgrößen besser vergleichen zu können. Die Analyse umfasst alle Lebensabschnitte der Verpackung, von der Produktion bis zur Entsorgung.

Dass es nicht immer Sinn macht, instinktiv zu Papier statt Plastik zu greifen, zeigt etwa das Beispiel Nudelpackerl: Zwar ist die Herstellung von Papier aus Holz weniger energieintensiv als die Herstellung von Kunststoff aus Erdöl – allerdings nur solange das Mengenverhältnis gleich ist. Braucht man mehr Material, steigt auch der Energieverbrauch. So rangierte ein Papiersackerl auf Platz eins, ein Kunststoffsackerl aber bereits auf Platz zwei – und zwar vor einer Faltschachtel. Diese braucht nämlich deutlich mehr Material, was wiederum höhere Emissionen bei der Produktion und beim Transport bedeutet.

Bei Obst und Gemüse sind Mehrwegnetze wenig überraschend am ökologischsten. Wer ein Einwegsackerl nimmt, sollte aber eher zum ultraleichten Plastikbeutel statt zu Papier greifen – die klimarelevanten Umweltlasten des Papierbeutels sind demnach mehr als 1,5-mal höher als bei jenem aus Kunststoff. Das zeige, dass es nicht darum gehe, vom Plastik zum Papier zu wechseln, heißt es in der Studie, sondern darum, möglichst wenig Material zu verbrauchen. Anders sieht es hingegen bei festen Trageschalen für Obst und Gemüse aus: Hier sind jene aus Pappe und Papier ökologischer einzustufen als jene aus Kunststoffen.

Bei Gemüsekonserven wurden im Beutel eingeschweißte Waren, Weißblechdosen und Einweggläser mit Schraubdeckel verglichen. Der Beutel hängte die beiden anderen um Längen ab – und das, obwohl er eine Alubeschichtung hat und nicht recycelt werden kann. Der Grund: Wegen seines niedrigen Gewichts, verursacht er nur neun Prozent der CO2-Äquivalente des Einwegglases. Die Dose ist beim CO2- und Ressourcenverbrauch kaum besser als das Glas, allerdings verursacht sie nur halb so viele Schadstoffemissionen durch den Transport, weil sie deutlich leichter ist als das Glas. Auch wenn hier der eklatante Gewichtsunterschied den Verbundstoff im Wettbewerb nach vorne katapultiert hat: Als Faustregel kann man dennoch annehmen, dass Verpackungen aus einem einzigen Material ökologischer sind als Verbundstoffe.

Bei Joghurt und ähnlichen Produkten ist das Einwegglas in allen bewerteten Kategorien komplett durchgefallen. Die Umweltlast war fast zehnmal so groß wie jene aller anderen Verpackungsvarianten. Um die anderen Becher und Gläser überhaupt sinnvoll miteinander vergleichen zu können, wurde das Einwegglas daher disqualifiziert. Im Umweltranking liegen das Mehrwegglas für regionale Produkte (maximal 100 km von Abfüllung bis Handel) und der plastiksparende 3K-Becher (dünner Plastikbecher mit Pappbanderole) ex aequo am ersten Platz. Allerdings sollte ein Mehrwegglas nicht zu weit transportiert werden. Legt es 500 km zurück, ist es nur mehr so gut wie ein herkömmlicher Plastikbecher (ohne Papierbanderole).

Bei Senf oder Mayonnaise beispielsweise schneidet ein Kunststoffbecher ebenfalls deutlich besser ab als das schwerere Einwegglas. Das Bummerl hat hier aber die Alu-Tube, deren Herstellung besonders energieintensiv ist. Auch bei passierten Tomaten ist es „grüner“ zum oft verpönten Verbundkarton-Packerl zu greifen als zur Glasflasche oder zur Dose. Das liegt einerseits daran, dass Flasche und Dose ein viel höheres Gewicht haben, was beim hier angenommenen langen Transportweg umweltbelastend ist, und zum anderen daran, dass die Tomaten-Packerl gemeinsam mit den Getränke-Tetrapacks recycelt werden können – vorausgesetzt, der Müll wurde vorher ordnungsgemäß getrennt.

APA