Stichwort – Gashub Baumgarten und Gasbörse CEGH

19. November 2024, Wien
Über den Knoten Baumgarten fließt ein großer Teil des russischen Gases nach Westeuropa
 - Baumgarten an der March, APA

Der Gashub in Baumgarten und die Gasbörse CEGH (Central European Gas Hub) sind zentrale Einrichtungen im europäischen Gasmarkt. Baumgarten ist eine der wichtigsten Drehscheiben für die europäische Gasversorgung. Ein großer Teil der für Westeuropa bestimmten Gasmenge aus Russland wird über Baumgarten abgewickelt – mehr als vier Fünftel des nach Österreich importierten Gases stammen aus Russland.

Der Gashub im niederösterreichischen Baumgarten an der March bildet das physische Rückgrat für die CEGH. Das Gas, das durch Baumgarten fließt, wird dort gehandelt und an die Märkte in Europa verteilt. Die CEGH nutzt diese Infrastruktur, um den Handel mit Erdgas zu organisieren und den Markt für Käufer und Verkäufer zu eröffnen. Baumgarten ist also nicht nur ein Knotenpunkt für die physische Gasversorgung, sondern auch ein Handels- und Marktzentrum, das den Handel mit Erdgas auf dem europäischen Markt ermöglicht.

Der Gashub gehört der Gas Connect Austria

Der physische Gashub gehört der Pipelinegesellschaft Gas Connect Austria (GCA), die wiederum mehrheitlich dem Verbund-Konzern gehört. Hinter der CEGH steht vor allem die OMV, die 65 Prozent der Anteile hält. 20 Prozent gehören der Wiener Börse und 15 Prozent dem slowakischen Pipeline-Betreiber Eustream.

Der Gashub entstand 1959 aus der ursprünglichen Förderstation des Gasfeldes Zwerndorf im Marchfeld. Hier haben Transit-Pipelines wie die Trans-Austria-Gasleitung (TAG), die West-Austria-Gasleitung (WAG) und die Hungaria-Austria-Gasleitung (HAG) ihren Ausgangspunkt. Laut dem Betreiber Gas Connect wird dort Erdgas aus Russland, Norwegen und anderen Ländern übernommen, gemessen, geprüft und für den Weitertransport verdichtet. Aus Baumgarten wird das Erdgas über die großen Transitleitungen nach Deutschland, Italien, Frankreich, Slowenien, Kroatien und Ungarn gebracht und über das Primärverteilsystem in die österreichischen Bundesländer transportiert.

Die Gasbörse CEGH wurde von der OMV gegründet

Die Gas-Handelsplattform CEGH wurde 2005 im Zuge der Liberalisierung des Gasmarktes von der OMV Gas & Power GmbH gegründet und bietet den Marktteilnehmern die Möglichkeit, Gasgeschäfte am Spotmarkt (Tagesgeschäft) sowie Terminkontrakte (für zukünftige Lieferungen) abzuschließen. Hier können Marktteilnehmer physische Gaslieferungen sowie Finanzprodukte handeln, die auf Erdgas basieren.

Die Gasbörse CEGH ist der Ort, an dem die Marktteilnehmer auf Basis des Angebot-Nachfrage-Prinzips die Preise für Gas bestimmen. Die CEGH liefert wichtige Preisindizes, die für den gesamten europäischen Markt von Bedeutung sind. Sie werden auf Basis der tatsächlichen Marktdaten ermittelt, also der gehandelten Preise und Volumina auf der CEGH. Berechnet werden z.B. Indizes für den Spotmarkt, also Preise für Lieferungen am nächsten Tag (Day Ahead), für den Future-Markt (z.B. für Lieferungen im 1. Quartal 2025 oder für den Sommer 2025), aber es gibt auch einen Index für Grünen Wasserstoff.

Es gibt auch eine Reihe anderer wichtiger Gashandelsbörsen in Europa, etwa die EEX (European Energy Exchange) in Leipzig oder die ICE (Intercontinental Exchange) in London – sie konzentrieren sich aber stärker auf den Futures- und Derivatehandel, während die CEGH ein größeres physisches Handelsvolumen hat.

Engpässe in Baumgarten beeinflussen den Preis

Die Preisbildung auf der CEGH spiegelt die tatsächlichen Marktbedingungen wider, die durch die physische Gasversorgung über den Baumgarten-Hub beeinflusst werden. Die Preise, die auf der CEGH gebildet werden, sind direkt mit der Verfügbarkeit und dem Transport von Gas über den Baumgarten-Hub verbunden. Wenn es in der Infrastruktur von Baumgarten zu Engpässen kommt, kann das die Preise auf der CEGH beeinflussen. Ebenso spiegeln Preisänderungen auf der CEGH die Nachfrage nach Gas wider, die durch den Hub geleitet wird.

Nach dem Lieferstopp, den Gazprom über die OMV verhängt hat, gingen die Liefermengen am Gas-Knotenpunkt Baumgarten in Niederösterreich um 10 bis 20 Prozent zurück. Davor waren es 290 GWh pro Tag gewesen, das entspricht etwa 29 Mio. Kubikmetern. Insgesamt exportiert der russische Konzern täglich mehr als 42 Mio. Kubikmeter nach Europa.

APA