In der Nacht auf Sonntag ist in Aserbaidschans Hauptstadt Baku die UNO-Weltklimakonferenz COP29 zu Ende gegangen. Beschlossen wurde dort ein neuer Rahmen für die internationale Finanzierung von Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen, die Einigung blieb aber weit hinter den Forderungen jener Länder zurück, die am meisten von den Folgen der Klimakrise betroffen sind. IHS-Forscher Christian Kimmich sieht die großen Erfolge im Kampf gegen den Klimawandel derzeit abseits der COP29.
Beschlossen wurde, dass die jährlichen Mittel für die sogenannte Klimafinanzierung, die vorwiegend von Industriestaaten bezahlt wird, bis 2035 auf mindestens 300 Mrd. Dollar (rund 288 Mrd. Euro) erhöht werden. „Die Erfolge auf der Klimaschutzseite waren sehr bescheiden“, sagte Kimmich im Gespräch mit der APA am Montag. Dennoch sieht er eine positive Entwicklung: „Die eigentlichen Erfolge werden gerade auf der anderen Seite erreicht“, so der Ökonom. Er verwies hier etwa auf Fortschritte bei grünen Technologien, speziell Batteriespeichern, „das ist wirklich die Chance, den Gasverbrauch noch schneller zu reduzieren“ und sich dadurch unabhängiger von Lieferländern fossiler Energieträger zu machen, so der Forscher.
IHS-Experte rechnet in Zukunft mit weitreichenderen COP-Ergebnissen
In den kommenden Jahren rechnet Kimmich mit schlagkräftigeren Abschlüssen bei Weltklimakonferenzen. Einerseits, weil es durch den technologischen Fortschritt praktisch und finanziell leichter werde, Klimaziele zu erreichen, andererseits aber auch deshalb, weil die Folgen der Klimakrise in den kommenden Jahren immer deutlicher zu spüren sein werden. Dabei geht es natürlich auch ums Geld: „Auch von der klimaökonomischen Seite her werden die Kosten von Klimaschäden deutlich nach oben revidiert“, so der Forscher. Dadurch hätten auch große Länder wie die USA einen Anreiz, Klimaschutz zu betreiben, „weil die Schäden auch im Inland so groß werden, dass es sich sogar im Alleingang lohnt“, so der Experte. Sichtbar sei das Ausmaß zuletzt etwa bei den Überflutungen in Valencia gewesen, aber auch beim Hochwasser in Österreich und Tschechien.
Industrie kritisiert fehlende Einbindung reicher Schwellenländer
Die Industriellenvereinigung (IV) bewertet das Ergebnis der Weltklimakonferenz in einer Aussendung „verhalten bis vorsichtig optimistisch“. Vor dem Hintergrund „internationaler Großkrisen“ sei das Zustandekommen der Konferenz allein und die Fortsetzung der Verhandlungen bereits als positiv zu werten. Als „Versäumnis der Einigung von Baku“ bezeichnete die IV allerdings, „dass sich nach wie vor Staaten mit mittlerweile höchst wettbewerbsfähigen Industrien und gewaltigen wirtschaftlichen Ressourcen auf ihren vor Jahrzehnten definierten Status als Entwicklungsländer zurückziehen und sich damit einer Mitverantwortung“ entziehen. Die Industrie schließt sich damit der Forderung von Industriestaaten an, die auf eine Einbeziehung auch wirtschaftlich starker Schwellenländer wie China gedrängt hatten, was allerdings nur begrenzt gelang.
AK fordert Ausweitung der grünen Investitionen in Österreich
Die Arbeiterkammer (AK) sehe das „schwache Ergebnis mit Sorge“, hieß es in einer Stellungnahme gegenüber der APA am Montag. Demnach werde die Klimafinanzierung „schöngerechnet“, dabei sei es „eine Frage der Klimagerechtigkeit, dass Entwicklungsländer Hilfe bei der Bewältigung der Klimakrise bekommen, die sie nur zum geringsten Teil mit verursacht haben“, so die AK. „Wir wünschen uns wieder eine Stärkung der internationalen Klimapolitik, denn das wäre Rückenwind für den sozialen und ökologischen Umbau und käme allen zugute“ sagt Lukas Oberndorfer, Leiter der Abteilung Klima, Umwelt und Verkehr der AK Wien. Von der nächsten Bundesregierung fordert die AK zusätzliche „sozial-ökologische Investitionen“ von mindestens 1 Prozent des BIP.
Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) sieht Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weltweit besonders stark von der Klimakrise betroffen und zeigt sich enttäuscht darüber, dass bei der COP29 keine Fortschritte bei der Umsetzung des sogenannten „Just Transition Working Programms“ erreicht wurden. Das UNO-Projekt soll sicherstellen, dass die Einhaltung der Pariser Klimaziele nicht auf Kosten von ökonomisch vulnerablen Gruppen geschieht. Der ÖGB fordert gemeinsam mit der internationalen Gewerkschaftsbewegung mehr Einbindung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in die Gestaltung des Wandels.
APA