Die Bevölkerung wächst, dennoch sanken Vorarlbergs CO2 Emissionen. Es gibt aber noch viel zu tun.
Die Erderhitzung macht keinen Halt vor Landesgrenzen. Auch in Vorarlberg ist bereits ein Trend zu mehr Starkregen und mehr Hitzetagen zu beobachten. Das Jahr 2022 war das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen. Auch 2023 war klimatisch ein Jahr der Extreme.
Gemäß aktueller Klimaszenarien ist in Vorarlberg mit einer Erhöhung der Jahresdurchschnittstemperatur von derzeit rund fünf Grad Celsius um weitere 1,2 bis 1,4 Grad bis 2040 zu rechnen. Bis zum Ende des Jahrhunderts sogar um zwei bis vier. Im Vorjahr war in Vorarlberg mit bereits durchschnittlich 6,9 Grad Celsius das zweitwärmste Jahr der Messgeschichte. Deutlich zu trocken war es nur im Juni. Insgesamt fiel mit einer Jahressumme von 2136 Millimetern jedoch um 21 Prozent mehr Niederschlag und damit deutlich mehr als in einem durchschnittlichen Jahr, informiert das Land Vorarlberg.
Ausgeglichene Bilanz bis 2050 Auch wenn sich globale Entwicklungen schwer von Vorarlberg aus aufhalten lassen, ist das Land nicht untätig. Seit bald zehn Jahren hat Vorarlberg eine Strategie zur Anpassung an die tatsächlichen oder erwarteten Auswirkungen der Erderhitzung. Ziel ist es, die Bewohnerinnen und Bewohner und auch die Wirtschaft auf Veränderungen vorzubereiten, die unausweichlich sind. Mit den sogenannten Aktionsplänen werden diese jährlich überprüft und konkretisiert. Zudem wird im Rahmen der Energieautonomie Klimaschutz betrieben. Ziel ist es, bis zum Jahr 2050 in Vorarlberg in gleichem Ausmaß Energie aus erneuerbaren Energieträgern bereitzustellen, wie verbraucht wird.
CO2-Ausstoß stark gesunken Ob die Zwischenschritte ausreichen, beantworteten Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) und der damals noch zuständige Umweltlandesrat Daniel Zadra (Grüne) knapp vor der Landtagswahl. Die gute Nachricht: Der Ausstoß von Treibhausgasen nahm gegenüber 2005 um 20 Prozent ab. Der Pro-Kopf-CO2-Ausstoß sank um 27 Prozent. Die Energieautonomie bei einer stark wachsenden Bevölkerung zu erreichen, sei aber herausfordernd, sagte der Landeshauptmann. Laut Monitoringbericht wurde in Vorarlberg 2022 zwar um 2,5 Prozent mehr an Energie verbraucht als 2005. Im selben Zeitraum wuchs die Bevölkerung aber auch um 43.000 Personen, das ist ein Plus von zwölf Prozent. Die Wohnfläche hat um vier Millionen Quadratmeter (plus 22 Prozent) zugenommen, und die Zahl der zugelassenen Pkw ist um 52.000 (plus 31 Prozent) gestiegen.
Bei der Stromerzeugung liegt der Anteil an erneuerbarer Energie bereits bei 76 Prozent. Ob Vorarlberg bereits 2030 100 Prozent erreichen wird, ist fraglich. Mit dem Speicherpumpkraftwerk Lünersee 2 ist jedenfalls ein ehrgeiziges Vorhaben in Umsetzung: Vorarlberg baut sich nicht weniger als das größte Pumpspeicherkraftwerk Österreichs. 2030 soll Baustart sein. Zwei Milliarden Euro soll das Megaprojekt bis zur Fertigstellung sieben Jahre nach Baubeginn kosten, schätzten die illwerke vkw bereits 2021. Das unterirdische Kraftwerk greift auf den bestehenden Lünersee zurück und soll bei 230 Gigawatt Speicherkapazität im See und einer Fallhöhe von 1300 Metern 1000 Megawatt Energie liefern können.
„Problemkinder“ Der Zwischenbericht der Landesregierung zu den Klimazielen zeigte jedoch auch Schwachstellen auf: Alle Sektoren außer der Abfallwirtschaft haben ihre Ziele verpasst. Größter Energieverbraucher war 2022 der Gebäudesektor (49 Prozent), gefolgt von der Industrie (28 Prozent) und dem Verkehr (21 Prozent). Noch immer sind rund 37.000 Gas-und 23.500 Ölkessel in Betrieb. Hier gibt es also noch viel zu tun, das Land bietet attraktive Förderungen, das Energieinstitut Vorarlberg verzeichnete erneut einen Rekord an Beratungsleistungen zum Thema.
Die Energieeffizienz im Land hat insgesamt stark zugenommen. Laut Bericht habe die Industrie im Jahr 2022 rund 2666 GWh an Endenergie verbraucht. Das sind zwar um 17 Prozent mehr als 2005, aber der Produktionsindex stieg in diesem Zeitraum um 80 Prozent. Auch die Haushalte haben zur Stabilisierung des Energieverbrauchs beigetragen. So kam es im Vergleich zu 2021 zu einer weiteren Abnahme des Verbrauchs von 4811 auf 4511 kWh pro Haushalt. „Auch aufgrund der Kosten weiß man, dass man in Zukunft energieeffizient sein muss“, sagte der Landeshauptmann dazu.
Vorarlberger Nachrichten