Mattle fordert „endlich faire“ Aufteilung der Netzgebühren

27. November 2024, Innsbruck

Stark steigende Netzgebühren für den Strombezug sorgen bei den Landeschefs für Ärger. Bei Landeshauptleute-Konferenz wird Entlastung gefordert.

Wie gewonnen, so zerronnen: Der Landesenergieversorger Tiwag senkt die Stromtarife auf unter 10 Cent/netto pro Kilowattstunde, dafür steigen die Nutzungsentgelte für die Stromnetze um 8,3 Prozent in Tirol. Zwar moderat im Vergleich zu den anderen Bundesländern, aber dennoch.

Die Netzentgelte machen neben den staatlichen Abgaben rund ein Drittel der Stromrechnung aus. Festgelegt werden sie durch die Regulierungsbehörde E-Control, in Tirol betreibt die Tinetz als Tochtergesellschaft der Tiwag die Stromnetze. Für das Versorgungsgebiet der Tinetz schreibt die Regulierungsbehörde eine Anpassung von 8,3 Prozent vor, für den Raum Innsbruck von 4,3 Prozent. Für einen durchschnittlichen Haushalt bedeutet das Mehrkosten für die Netzgebühren von rund 25 Euro brutto pro Jahr, in Innsbruck von 19 Euro. Bis 2040 rechnet die Tinetz mit Investitionen von rund drei Milliarden Euro in Tirol.

Das alles kann Landeshauptmann Anton Mattle (VP) nachvollziehen, zugleich fordert er, dass nicht die Endkonsumenten alleine für die Netzentgelte bzw. die Erhöhung aufkommen dürfen. Eine Entlastung sei dringend notwendig, die wird der Tiroler Landeshauptmann auch bei der Landeshauptleutekonferenz am Mittwoch im oberösterreichischen Traunkirchen thematisieren. Denn seine Kollegen sind ähnlich verärgert.

„Gemeinsam mit meinen Amtskollegen werde ich den Bund zum Handeln auffordern. Es müssen Maßnahmen getroffen werden, die die Netzkosten abfedern“, betont Mattle gegenüber der TT. Es gelte außerdem, das aktuelle Regelwerk der Netzgebühren insgesamt zu hinterfragen und eine Lösung im Sinne der Menschen zu finden. „Die Netzinfrastruktur ist wesentlich, um die Energiewende zu schaffen. Die Kosten dafür müssen allerdings fair aufgeteilt werden und dürfen nicht zulasten der Tirolerinnen und Tiroler gehen.“

Netztarif frisst Entlastung auf Die Rechnung ist für Mattle einfach: „Die Erhöhung in Wien frisst die Entlastung in Tirol auf. Während Tirol den Strompreis senkt, erhöht der Regulator in Wien die Netzentgelte. Tirol ist eines jener Bundesländer mit den günstigsten Strompreisen.“ Der Tiwag-Eigentümervertreter spricht von einer spürbaren Entlastung für die Tiroler Haushalte, damit gehe auch die Teuerung zurück. „Um die abflachende Inflation aber nicht durch stark steigende Netzkosten zu befeuern und damit die Erholung der Wirtschaft zu bremsen, braucht es Maßnahmen auf Bundesebene: eine kurzfristige Kostenreduktion wegen des enormen Anstiegs bei den Netztarifen und darüber hinaus eine offene Diskussion über das aktuelle System der Netznutzungsentgelte.“

Wie stellt sich nun Mattle eine faire Verteilung vor? Dabei verweist er auf Arbeiterkammerpräsident Erwin Zangerl. Der spricht sich dafür aus, die Netzkosten auf eine größere Gruppe an Zahlenden – vor allem aus dem Energiehandel, der sich seiner Verpflichtung entziehen möchte – umzulegen. Energiehändler, Stromproduzenten wie die Tiwag und Großverbraucher vorwiegend im Strombereich sollten stärker an den Netzkosten beteiligt werden, ansonsten müsste der Bund für die Finanzierung mit einem Infrastrukturpaket sorgen.

Schlussendlich möchte Mattle bei der Landeshauptleutekonferenz mit seinem Antrag „Maßnahmen zur Abfederung stark ansteigender Netznutzungsentgelte ab 2025“ eine Entlastung für die Menschen erreichen. Durch eine gerechte Finanzierung soll jedoch der Ausbau der Netzinfrastruktur weiter vorangetrieben werden.

Foto: Axel Springer

„Es müssen Maßnahmen getroffen werden, die die Netzkosten abfedern. Der Bund ist gefordert.“
Anton Mattle/VP (Landeshauptmann)

Tiroler Tageszeitung