Strom im Land wird empfindlich teurer

27. November 2024, Bregenz

Weniger Förderung, teurere Netze: Vorarlberger müssen für ihren Strom bald tiefer in die Tasche greifen.

Die Landesregierung wiederholt mantraartig: Vorarlbergerinnen und Vorarlberger sollen über die illwerke vkw den günstigsten Strompreis Österreichs erhalten. Dieses Ziel soll auch 2025 erreicht werden. Vergleicht man jedoch die zu erwartenden Kosten für das kommende Jahr, zeigt sich: Obwohl das Land diesen Anspruch voraussichtlich wieder erfüllt, werden die Stromkosten dennoch erheblich steigen. Laut Berechnungen des Preisvergleichsportals „Durchblicker“ müssen Haushalte in Vorarlberg mit 50 Prozent höheren Ausgaben rechnen.

53 Prozent teurer

Der Strompreis setzt sich nicht nur aus den reinen Verbrauchskosten zusammen. Auch das monatliche Netzentgelt und die Steuern spielen eine Rolle. „Durchblicker“ hat die Kosten eines vkw-Haushalts mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden kalkuliert. Das Ergebnis: Derzeit zahlt ein Kunde 766,13 Euro jährlich für Strom. Im nächsten Jahr steigen die Kosten um mehr als 400 Euro auf 1171,17 Euro. Damit ergibt sich eine Kostensteigerung von 53 Prozent für einen durchschnittlichen Haushalt in Vorarlberg.

Der Hauptgrund für den Anstieg liegt weniger in höheren Energiepreisen, sondern vielmehr in auslaufenden Förderungen und Zuschüssen. Der Energiepreis inklusive Grundpauschale sinkt sogar leicht von 636,13 auf 623 Euro. Jedoch entfällt der Vorarlberger Stromrabatt Ende März, wodurch Stromkundinnen und -kunden allein dadurch 137,43 Euro mehr zahlen müssen. Zusätzlich verursachen gestiegene Abgaben und Netzentgelte jährliche Mehrkosten von 192,94 Euro. Durch das Ende der Strompreisbremse des Bundes kommen weitere 74,68 Euro hinzu. Insgesamt ergibt sich damit eine Mehrbelastung von 405,05 Euro für das Jahr 2025.

Netzentgelte steigen

Die Netzentgelte steigen laut illwerke vkw um rund 20 Prozent. Auch die Gaspreise sind betroffen: Bei einem Jahresverbrauch von 15.000 Kilowattstunden beträgt der Anstieg der Netzbenutzungskosten etwa 13 Prozent – das entspricht rund 40 Euro pro Jahr. Ein Sprecher der Netzbetreibergesellschaft der illwerke vkw erklärte auf Anfrage: „Die Netzentgelte werden von der E-Control, der zuständigen Regulierungsbehörde, festgelegt und basieren auf dem Aufwand für Ausbau, Instandhaltung und Betrieb der Strom- und Gasnetze. Sie werden jährlich angepasst.“ Er betonte zudem: „Sowohl aktuell als auch nach der Anpassung zum Jahresbeginn 2025 sind die Tarife von Vorarlberg Netz in den Standardfällen die günstigsten in Österreich.“

Die gestiegenen Netzkosten sind darauf zurückzuführen, dass mehr Geld für Investitionen benötigt wird und gleichzeitig der Stromverbrauch gesunken ist. „Der niedrigere Stromverbrauch führt zu einem Anstieg der Netztarife, da die gesamten Kosten auf eine geringere Kilowattstunden-Menge verteilt werden“, erläuterte der Sprecher. „Beim Erdgasnetz kommen 2025 ebenfalls eine geringere Absatzmenge und höhere vorgelagerte Netzkosten hinzu, die für den Anschluss an das deutsche Netz erforderlich sind.“

Auch Heizen wird teurer

Nicht nur beim Strom, sondern auch beim Heizen werden Vorarlbergerinnen und Vorarlberger tiefer in die Tasche greifen müssen. Neben den steigenden Gaspreisen wird sich auch der Heizkostenzuschuss verringern – das hatte Landeshauptmann Markus Wallner bereits im Juli angekündigt. Immerhin gibt es beim Gaspreis auch eine positive Nachricht: Trotz des Lieferstopps aus Russland müssen österreichische Konsumentinnen und Konsumenten nicht mit drastischen Preissteigerungen rechnen. „Diese Situation war an den Märkten bereits erwartet worden. Außerdem haben die Lieferanten ihre Preise für diesen Winter weitgehend abgesichert“, erklärte Johannes Mayer, Ökonom der E-Control, kürzlich. Teurer wird es dennoch. VN-MIP, EBI

Vorarlberger Nachrichten