20 Prozent des LNG in Europa kommen aus Russland. Der Kreml forciert das massiv
Gasimport. Auf Satellitenbildern ist Putins Flotte gut zu sehen: 15 Eisbrecher sind es, die von der Arktis aus Flüssiggas (LNG) verschiffen – hauptsächlich an europäische Abnehmer. Sie beziehen heute viel mehr russisches LNG als noch vor dem Krieg.
Das klingt wie ein Paradoxon, denn die EU will bis 2027 raus aus russischem Gas. Seit Putins Invasion sind die Importe via Pipeline massiv gesunken, um 83 Prozent zwischen 2021 und 2023; auch die OMV hat jetzt den Vertrag mit der Gazprom endgültig gekündigt.
Doch die Einfuhren von russischem LNG wachsen rasant. Knapp 20 Prozent der europäischen Importe kamen im ersten Halbjahr 2024 aus Russland, im Vorjahr waren es noch 14 Prozent. Europa ist mittlerweile Hauptabnehmer von russischem LNG.
Bezogen wird das Gas hauptsächlich von Frankreich, Spanien und Belgien. Alle drei haben langfristige Verträge mit Moskau, die Preise liegen unter denen des Mitbewerbs. Damit finanzieren sie auch den russischen Staat: 8,1 Milliarden Dollar flossen 2023 so nach Russland, 2022 waren es aufgrund des hohen Gaspreises sogar 16,1 Milliarden.
Sanktionen wirken
Geht es nach Putin, sollen es noch viel mehr werden. Die Liefermenge soll sich verdreifachen, dafür lässt er 15 weitere Frachter bauen. Hier spürt Moskau aber die Sanktionen. Die Tanks hätte das französische Unternehmen GTT liefern sollen, das zog sich aber zurück. Auch der Bau eines neuen Terminals in Ust-Luga stockt, weil europäische Partner ausstiegen.
Ein wenig steigt Brüssel Moskau auch bei LNG auf die Füße. Russland nutzt vor allem das belgische Zeebrügge, um sein Gas umzuladen und in die Welt zu verkaufen, das ist günstiger als die Fahrt zum nächsten geeigneten Hub in der Türkei.
Ab März ist das aber untersagt – und das wird für den Kreml teuer: Durch die längeren Fahrt in die Türkei steigen die Kosten um 70 Prozent, sagen Experten. Ob sich das Geschäftsmodell dann noch rechnet, ist fraglich.
Kurier