Grüne Lichtblicke

30. Dezember 2024

Immer mehr Strom aus Erneuerbaren, mehr Naturschutz und der Aufstieg der E-Mobilität: 2024 hat auch Gründe zur Zuversicht gegeben. Was das für die Zukunft bedeutet.

Immer mehr Erneuerbare – Strom aus Solar- und Windkraft ersetzt Kohle

Dieses Jahr brachte für erneuerbare Energien weltweit erneut einen großen Schub. Angetrieben wird dieser vor allem von PV-Anlagen. Im gesamten Jahr dürften laut einer Analyse weltweit neue Solaranlagen mit einer Leistung von 600 Megawatt gebaut worden sein – das ist rund ein Drittel mehr als noch im vergangenen Jahr. Besonders groß war der Ausbau in Indien, den USA und China. Auch in der EU hat die Stromproduktion aus Solar- und Windenergie im ersten Halbjahr zum ersten Mal jene aus fossilen Energien übertroffen.

Das führt dazu, dass (zumindest in Teilen der Welt) mehr Kohlekraftwerke vom Netz gehen. Seit 2007 hat sich die Stromproduktion aus Kohlekraftwerken in den OECD-Staaten bereits halbiert. In den USA etwa ist die Kohlestromproduktion in diesem Jahr um fünf Prozent gefallen. Großbritannien wiederum – jenes Land, das als erstes Strom aus Kohlekraftwerken nutzte – nahm in diesem Jahr sein letztes Kohlekraftwerk vom Netz.

Abholzung geht zurück – zumindest in Brasiliens Amazonas wird es besser

Für den Amazonas-Regenwald zeichnet sich seit 2023 eine Trendwende ab: Die Abholzung geht immer weiter zurück. Dahinter steckt, dass sich die neue Regierung Brasiliens unter Präsident Luiz Inácio Lula da Silva verstärkt für den Schutz des Ökosystems ausspricht. Von 2023 bis 2024 ist die Abholzungsrate laut nationalen Daten um mehr als 30 Prozent gesunken und auf dem niedrigsten Level seit neun Jahren.

Auch im Cerrado, Brasiliens tropischer Savanne, die für den Klimaschutz und die Biodiversität extrem wichtig ist, aber zunehmend dem Sojaanbau und der Rinderzucht zum Opfer fiel, ist die Abholzung um ein Viertel zurückgegangen – es ist der erste Rückgang seit fünf Jahren. Die verlorenen Flächen bleiben dennoch gewaltig: Rund 6000 Quadratkilometer Wald verlor der Amazonas im vergangenen Jahr durch Brände, Rodungen und Abholzungen, 8000 Quadratkilometer der Cerrado. Zum Vergleich: Kärnten hat eine Fläche von circa 9500 Quadratkilometern.

Neue Schutzgebiete – von der Renaturierung bis zur Einschränkung der Fischerei

Fast schon wäre die EU-Renaturierungsverordnung gescheitert – es war auch die Stimme von Österreichs Umweltministerin Leonore Gewessler, die den wichtigen Beschluss doch noch möglich machte. In den kommenden zwei Jahren müssen die EU-Staaten nun Pläne erstellen, wie die Natur in vielen Gegenden im Land wiederhergestellt werden kann: Flüsse wieder natürlich fließen lassen oder etwa die Flächenversiegelung eindämmen.

Auch in anderen Gegenden haben Naturschutzmaßnahmen zugenommen. Großbritannien etwa setzt viel auf Rewilding – der Natur in gewissen Gebieten freien Lauf zu lassen. Spanien hat Anfang des Jahres seine Meeresschutzgebiete von zwölf auf 21 Prozent ausgedehnt. Die Azoren, eine Inselgruppe im Atlantik, haben vor kurzem das größte Meeresschutzgebiet Europas ausgewiesen. 15 Prozent der Gewässer der Inseln sind vollständig geschützt, was die Fischerei dort verbietet, weitere 15 Prozent sind streng geschützt, was sie stark einschränkt.

Emissionen sinken teilweise – zumindest manche Länder machen es vor

Zwar sind die globalen Emissionen auch 2024 wieder um 0,8 Prozent gestiegen, obwohl sie eigentlich schon fallen sollten. In einigen Ländern geht die Entwicklung aber bereits in die richtige Richtung. Von 2022 auf 2023 sind die Treibhausgasemissionen in der EU um 8,3 Prozent gefallen. Vorreiter bei der Energiewende sind vor allem nordische Staaten wie Schweden, Finnland und Dänemark, die es schafften, ihre Ziele zur Treibhausgasreduktion von 2009 umzusetzen. Schweden will seine Treibhausgasemissionen bis 2030 etwa um 59 Prozent reduzieren im Vergleich zu 2005.

Forschende wissen auch immer besser, mit welchen Maßnahmen sich die meisten Emissionsreduktionen umsetzen lassen. Laut einer internationalen Studie von diesem Jahr sind es vor allem die richtigen Kombinationen aus finanziellen Anreizen und Einschränkungen, die zu den größten Einsparungen führen. In Österreich waren das vor allem Reformen wie eine Lkw-Maut und eine höhere Mineralölsteuer.

Nachhaltige Mobilität – von mehr E-Autos zu besserem Nahverkehr

Elektroautos haben sich in diesem Jahr noch einmal ein Stück mehr durchgesetzt. Das gilt vor allem für China: In dem Land sind 2024 die Verkäufe von E-Autos stark nach oben gegangen, und auch die Ladeinfrastruktur wurden noch einmal ausgebaut. Besonders weit ist die Entwicklung auch in einigen Ländern Europas, allen voran in Norwegen: Dort fahren mittlerweile mehr E-Autos auf den Straßen als Diesel- und Benzinautos. In der EU machten Hybrid- und Elektroautos 2023 laut Eurostat-Daten bereits 48 Prozent aller Pkw-Neuzulassungen aus.

E-Autos allein machen den Verkehr allerdings noch nicht nachhaltig. Immer mehr Städte setzen daher auf den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und der Geh- und Radinfrastruktur. Die französische Stadt Montpellier etwa hat Ende vergangenen Jahres den öffentlichen Verkehr gratis gemacht. Seither hat sich die Zahl der Fahrgäste laut offiziellen Angaben um mehr als 20 Prozent erhöht.

Der Standard