Gas strömt nun via Deutschland statt Ukraine nach Österreich

8. Jänner 2025, Wien/Moskau
Die Gasstation in Baumgarten verlor mit Jahreswechsel an Bedeutung
 - Baumgarten an der March, APA/AFP

Erdgas kommt nach Auslaufen des Transitvertrags zwischen Russland und der Ukraine vorwiegend via Deutschland nach Österreich. Das zeigen Daten des Verbands Europäischer Fernleitungsnetzbetreiber (ENTSO-G). Seit 1. Jänner werden täglich rund 120 Gigawattstunden (GWh) bei Oberkappel in Oberösterreich importiert, während die Gasmengen aus Russland kommend an der slowakisch-niederösterreichischen Grenze in Baumgarten von zuletzt 200 bis 300 GWh täglich auf null zurückgingen.

Da in Österreich derzeit mehr Gas verbraucht wird als importiert, sinken die Speicherstände. Laut dem täglichen Lagebericht der für das Gasnetz zuständigen Austrian Gas Grid Management (AGGM) beträgt der Füllstand derzeit 76,1 Terawattstunden (TWh) beziehungsweise 74,9 Prozent.

Laut der AGSI-Datenbank der Interessenvereinigung Gas Infrastructure Europe (GIE) wurden zuletzt 431 GWh täglich aus den österreichischen Speichern entnommen, damit sinkt der Füllstand täglich um knapp einen halben Prozentpunkt.

Versorger greifen wegen erhöhter Preise auf Speicher zurück

Der Energieexperte Leo Lehr von der Regulierungsbehörde E-Control erklärte auf APA-Anfrage, dass die Ausspeicherungen vor allem ökonomische Gründe hätten. Es sei vermutlich für viele Unternehmen wirtschaftlich sinnvoll aufgrund der derzeit erhöhten Preise auf gespeichertes Gas zurückzugreifen. Sie seien jedenfalls nicht außerhalb der Norm und auch durch das kalte Wetter zum Jahreswechsel erklärbar.

Dass sich nach Ende des Ukraine-Transits Deutschland als Ersatzroute etabliert habe, liege vor allem an der OMV, die das russische Gas durch Gas aus Norwegen ersetzt hat und sich dafür auch entsprechende Pipelinekapazitäten gesichert hat. Über Oberkappel können jährlich bis zu 90 TWh oder täglich über 240 GWh importiert werden.

Eine weitere Importmöglichkeit besteht aus dem italienischen Netz bei Arnoldstein in Kärnten. Über diese Lieferroute ist seit dem 1. Jänner aber kaum Gas nach Österreich geflossen.

Sowohl OMV, E-Control als auch Energieministerium betonten stets, dass durch den Wegfall des russischen Gases kein Versorgungsengpass entsteht. Russisches Gas könne durch Gas aus anderen Quellen ersetzt werden. Eine Mangellage drohe selbst nach zwei sehr kalten Wintern nicht.

An den Gasbörsen ist jedoch eine gewisse Anspannung spürbar. Die Preise für eine Megawattstunde Erdgas waren 2024 im Jahresverlauf sukzessive gestiegen. Gegenüber dem Tiefstwert von unter 25 Euro im Februar kostet Erdgas seit Dezember fast doppelt so viel. Der Preis liegt aber immer noch deutlich unter dem Niveau, das er in der Frühphase des Ukraine-Kriegs bei mehr als 300 Euro erreicht hatte.

APA