Stellantis Österreich erwartet 2025 keine Marktbelebung

10. Jänner 2025, Wien/Amsterdam
Zum Stellantis-Konzern gehört auch die US-Traditionsmarke Jeep
 - Turin, APA/AFP

Der Autokonzern Stellantis (Fiat, Opel, Peugeot, Jeep, etc.) sieht den heimischen Kfz-Markt auch heuer im Stau. 2025 werde es am Gesamtmarkt eine Seitwärtsbewegung geben und der Verdrängungswettbewerb zunehmen. Der Diesel werde weiterhin an Relevanz verlieren, hingegen werde der Markt für Elektroautos wachsen. Ein Viertel aller Stellantis-Neuwagen 2025 werde hierzulande rein elektrisch betrieben, schätzt Österreich-Geschäftsführer Markus Wildeis.

Von der künftigen Regierung erwartet er sich klare Spielregeln und Hilfen bei der Erneuerung des Fahrzeugbestandes. Dieser sei in Zeiten des Sparens älter geworden, der Altersschnitt liege nun bei gut zehn Jahren. Ob diese Hilfe die Neuauflage einer Verschrottungsprämie sein könnte, wollte Wildeis am Freitag vor Journalisten nicht konkretisieren. Aktuell sind hierzulande rund eine Million Stellantis-Fahrzeuge unterwegs.

Agenturmodell mit Startschwierigkeiten

Insgesamt befinde sich die europäische Autoindustrie in einer „disruptiven Phase“, so Wildeis. Vor der Covid-Pandemie seien 17 bis 18 Mio. Neufahrzeuge jährlich in Europa zugelassen worden, aktuell seien es 15 bis 16 Mio. Euro. Während es in China Überkapazitäten gebe und die USA ihren Markt abschotten würden, habe Europa nichts unternommen.

Selbstkritisch gab sich Wildeis beim 2023 eingeführten Agenturmodell (bei dem der Händler nicht mehr auf eigenes Risiko Autos vom Hersteller kauft und weiterverkauft, sondern als Makler auftritt), was eine schwierige Zeit 2023 zur Folge hatte. 2024 habe Stellantis aber wieder Fahrt aufgenommen. Mittlerweile sei der Marktanteil in Österreich auf 12,9 Prozent angewachsen, mittelfristiges Ziel sei ein Anteil von 15 Prozent. Der große Sieger am Automarkt hierzulande sei Peugeot gewesen, im Nutzwagensektor habe man in der zweiten Jahreshälfte die Marktführerschaft zurückerobert.

Opel mit neuer SUV-Palette

Wildeis geht davon aus, dass der E-Auto-Anteil weiter wachsen wird, auch bei Stellantis, wo es 2025 zu einer Modelloffensive komme. Allerdings nicht nur am Elektrosektor. „Wir erneuern bei Opel die ganze SUV-Palette“, erklärte der Stellantis Österreich-Chef. 49 Prozent der Neuzulassungen im Gesamtmarkt seien 2024 bereits auf Autos mit alternativen Antrieb entfallen, 17 Prozent waren reine Stromer. Stellantis werde künftig verstärkt auf E-Autos in der Kleinwagen- und Kompaktklasse setzen, trat Wildeis Kritik entgegen, wonach Elektroautos noch sehr teuer seien. Die Preise würden sich ohnehin zusehends den Verbrennern angleichen.

Dazu passe auch die Kooperation mit dem chinesischen Anbieter Leapmotor, von dem Stellantis ab kommender Woche zwei Modelle anbietet – „High Tech for Low Cost“, rührte Wildeis die Werbetrommel vor Journalisten für die Elektroautos aus dem Reich der Mitte.

Die Auftragsbücher bei Stellantis Österreich sind laut Wildeis gut gefüllt und decken die ersten drei Monate des neuen Jahres ab. Als Damoklesschwert schwebe über der Autobranche allerdings die Verschärfung des EU-CO2-Zieles heuer. Hier müsse die Politik der EU und der Nationalstaaten besser abgestimmt sein. Und es müsste Hilfen zur Erneuerung des Fahrzeugbestandes geben.

Stellantis in Italien unter Druck

Der weltweit viertgrößte Autobauer Stellantis kämpft mit einer global schwachen Nachfrage. Stellantis ist der mit Abstand wichtigste Autobauer in Italien und betreibt dort fünf Werke, in denen unter anderem Fahrzeuge der Marken Fiat, Maserati, Alfa Romeo oder Lancia vom Band laufen. Besonders schlecht lief es nach Gewerkschaftsangaben im vergangenen Jahr im Hauptwerk in Mirafiori in Turin, wo die Produktion um 70 Prozent schrumpfte. Nur das Maserati-Werk in Modena verzeichnete mit minus 79 Prozent einen noch stärkeren Einbruch.

Stellantis betreut in Österreich zehn Marken und betreibt 172 Vertriebsstandorte. Der Autobauer beschäftigt hierzulande rund 3.000 Mitarbeiter. Derzeit wird gerade die neue Zentrale im Forum Schönbrunn in Wien für die Eröffnung im zweiten Quartal 2025 vorbereitet.

APA