Der verstaatlichte deutsche Energiekonzern Uniper will auch nach der Amtsübernahme des neuen US-Präsidenten Donald Trump sein Geschäft mit verflüssigtem Erdgas (LNG) aus den USA ausbauen. „Sobald zusätzliches US-LNG in den Markt kommt, werden wir niedrigere Gaspreise sehen, weltweit und in Europa“, sagte Uniper-Chef Michael Lewis in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters.
Derzeit sei Gas immer noch teurer als vor der Energiekrise 2022. „Industrie und Haushaltskunden werden entlastet, wenn die USA mehr Gas nach Europa transportieren“, sagte er. Der Manager führt seit Juni 2023 den größten deutschen Gaskonzern.
Mehr LNG aus den USA
Trump setzt weniger auf erneuerbare Energien, sondern auf fossile Brennstoffe wie Gas und Öl. Bereits jetzt gehören die USA neben Norwegen und den Niederlanden zu den wichtigsten Gas-Lieferanten Deutschlands. „Wir waren die ersten, die einen LNG-Liefervertrag mit den USA unterzeichnet haben“, sagte Lewis. Nach dem Aus russischer Gaslieferungen könne LNG aus den USA dazu beitragen, den Gasbezug auf eine breitere Basis zu stellen.
Lewis machte sich für den Bau neuer Gaskraftwerke stark. „Wir haben heute bei den Kapazitäten eine Lücke von vier Gigawatt bezogen auf die Differenz zwischen der möglichen Leistung und dem höchsten Bedarf im Winter von 70 bis 80 Gigawatt.“ Das sei gerade noch zu handeln. „Wenn wir keine neuen Kraftwerke bauen, wird die Lücke bis 2030 auf 20 bis 25 Gigawatt steigen.“
Versorger wie Uniper, RWE und EnBW haben Interesse am Bau neuer Gaskraftwerke, fordern aber klare Rahmenbedingungen. Dabei könnte das Kraftwerkssicherheitsgesetz helfen. Es ist aber fraglich, ob der deutsche Bundestag das noch vor der Neuwahl im Februar beschließt. Es droht eine weitere Hängepartie. Es müsse jetzt um Geschwindigkeit gehen, nicht um Perfektion, betonte Lewis. „Wenn wir es nicht schaffen, neue Kraftwerke rechtzeitig zu bauen, müssen wir die alten Kohlekraftwerke in Betrieb halten.“ Das wäre nicht nur schlecht für das Klima, auch der Betrieb und die Wartung würden immer schwieriger. Uniper habe die Standorte dafür und wolle mehrere Kraftwerke bauen.
APA/Reuters