Emissionen. Seit 2022 sinkt in Österreich der Treibhausgasausstoß, kumuliert um 16 Prozent. Auch im Vorjahr gab es einen Rückgang – die schlechte Wirtschaftslage ist nur ein Grund dafür.
Ob es eine Trendumkehr ist oder nicht, werden erst die kommenden Jahre zeigen, doch deuten derzeit die vorliegenden Zahlen in diese Richtung. Demnach hat der Ausstoß an Treibhausgasen 2022, 2023 und auch 2024 abgenommen. Das zeigen die Daten des Umweltbundesamts (UBA). Während am Montag die endgültigen Zahlen für 2023 präsentiert worden sind, gibt es für 2024 Berechnungen, die von den Experten als sehr solide eingeschätzt werden.
Die Treibhausgasprognose für das Vorjahr basiert auf den endgültigen Zahlen der ersten drei Quartale 2024. Dazu kommen Schätzungen für die letzten drei Monate des zurückliegenden Jahres. Das exakte Ergebnis für das Gesamtjahr wird gerade berechnet. „Wir hoffen, dass wir damit bis März fertig sind“, so UBA-Klimaexperte Günther Lichtblau.
Drei Jahre Rückgang
Es ist davon auszugehen, dass im Vorjahr die Emissionen um etwa 3,7 Prozent gesunken sind. „Mit groben Abweichungen rechnen wir nicht.“ Nicht zuletzt auch deshalb, weil die – verglichen mit den Jahren zuvor – kalte Witterung grosso modo erst nach dem Jahreswechsel eingesetzt habe. 2024 wäre somit das dritte Jahr in Folge, in dem die Emissionen zurückgegangen sind.
Denn auch für das Jahr 2023 ist ein Minus an den klimaschädlichen Gasen zu verzeichnen. Seit Montag gibt es endgültige Zahlen. Demnach sanken 2023 die Emissionen um 6,5 Prozent, stärker als im Jahr 2022 (mit einem Minus von 5,8 Prozent). 2023 lagen die Emissionen bei rund 68,6 Millionen Tonnen und damit erstmals unter 70 Millionen Tonnen. In den vergangenen drei Jahren sind die klimaschädlichen Emissionen kumuliert um 16 Prozent zurückgegangen.
Die Wissenschaftler des Wegener Center für Klima und Globalen Wandel an der Universität Graz haben dieses Ergebnis bereits im vergangenen Sommer (anhand der zu diesem Zeitpunkt vorliegenden vorläufigen Zahlen) analysiert. Karl W. Steininger, Professor für Klimaökonomie und Transition zur Nachhaltigkeit am Wegener Center, sagte dazu: „Die Emissionen sind jetzt auf dem Niveau von 1970.“ Steiniger und sein Team haben die Variablen (insbesondere Witterung, Konjunktur und Tanktourismus) herausgerechnet – und kommen dennoch für 2023 immer noch auf ein solides Emissionsminus von 5,3 Prozent.
Zum Rückgang führten zum einen konjunkturelle Einflüsse: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank 2023 gegenüber 2022 um ein Prozent. Dazu kamen anhaltend hohe Preise für fossile Energie und die milde Witterung im Jahr 2023 (3,1 Prozent weniger Heizgradtage als im Jahr 2022). Der Großteil des Emissionsrückgangs sei laut UBA auf Klimaschutzmaßnahmen und den verstärkten Einsatz von erneuerbarer Energie zurückzuführen.
Rückgang in fünf Sektoren
„Nach jahrzehntelangem Stillstand haben wir Österreich auf Kurs zur Klimaneutralität bis 2040 gebracht. Diesen guten Weg darf die nächste Regierung nicht verlassen, sonst zahlen unsere Kinder einen hohen Preis für die Klimazerstörung“, sagte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) am Montag zu den Zahlen. Klimaschutz sei nicht nur ein Muss, um Strafzahlungen zu vermeiden, sondern auch ein Wirtschaftsmotor, ergänzte Günther Lichtblau, Klimaexperte im Umweltbundesamt.
Einen Emissionsrückgang gab es jedenfalls in fünf von sechs Sektoren außerhalb des Emissionshandels, lediglich in der Abfallwirtschaft wurde 2023 entgegen dem langjährigen Trend aufgrund höherer Emissionen aus der Verbrennung ein geringfügiger Anstieg von plus einem Prozent gegenüber 2022 registriert. Durch den geringeren Erdgasverbrauch im Sektor Energie und Industrie (ohne Emissionshandelsbereich) sanken die THG-Emissionen 2023 hier um zehn Prozent.
Insgesamt ergibt sich für die Emissionen außerhalb des europäischen Emissionshandels (Non-ETS-Bereich) eine Reduktion um 5,5 Prozent bzw. rund 2,6 Mio. TonnenCO2-Äquivalentegegenüber dem Jahr zuvor. Der Zielwert für diesen Bereich – 45,2 Mio. TonnenCO2-Äquivalentefür das Jahr 2023 – wurde damit um ca. eine Million Tonnen unterschritten.
Kräftiges Minus bei Industrie
Für die Energie- und Industrieunternehmen, die dem Emissionshandel zugeordnet sind (ETS-Bereich), zeigt die aktuelle Treibhausgasbilanz für 2023 eine deutliche Reduktion von 8,3 Prozent. Dies entspricht etwa 2,2 Mio. TonnenCO2-Äquivalenten.Das sei vor allem auf die gesunkene Stromerzeugung in Gaskraftwerken und auf die Produktionsrückgänge in der Stahl-, Zement-, Papier- und Chemischen Industrie zurückzuführen. Die Reduktionsziele für den Emissionshandelsbereich werden auf europäischer Ebene geregelt und sind in den nationalen Klimazielen nicht enthalten.
Die Presse