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Replik. Der massive Ausbau Erneuerbarer bis 2040 bringt hohe Kosten mit sich und ist in wichtigen Teilen kaum umsetzbar.
In seinem Gastkommentar vom 18. Jänner erklärte Christoph Dolna-Gruber vom Verein Österreichs Energie, dass wir auf einen raschen Ausbau der Windkraft in Österreich nicht verzichten können. Dazu einige kritische Anmerkungen: „Österreichs Energie“ hat eine Modellierung in Auftrag gegeben, die zeigen soll, wie eine Energiewende bis 2040 machbar wäre. Die Vorgabe war, die Energie bis 2040 auf das Doppelte zu steigern und dabei die volle Zuverlässigkeit zu sichern. Das Ergebnis ist leicht für jedermann zugänglich und unter „Stromstrategie 2040“ online zu finden.
Meine Analyse der bereitgestellten Zahlen zeigt, dass man für das angestrebte Ziel von 146,5 TWh (eine Terawattstunde entspricht einer Milliarde Kilowattstunden) folgend Aufteilung benötigt: PV 32,6 TWh, Windenergie 39,9 TWh, Wasserkraft 51,5 TWh, Pumpspeicher 6,6 TWh, Batteriespeicher 4 TWh sowie für flexible Energie 5,4 TWh Kraft-Wärme-Kopplung mit Biomasse, Grüngas 3,4 TWh, reine Gasturbine 0,4 TWh und Mischfeuerung 2,7 TWh.
Wenn man die bereits vorhandenen erneuerbaren Energien berücksichtigt, muss man bis 2040 bei PV 25,4 TWh zubauen, was 63 Millionen PV-Panelen zu je 400 WP (Watt Peak) entspricht. Zusätzlich benötigt man: 30,7 TWh Windenergie (entspricht circa 2670 Windrädern mit 5 MW oder circa 3810 Stück mit 3,5 MW ), 10,5 TWh Wasserkraft (entspricht circa acht Donaukraftwerken oder 42 Draukraftwerken), 6,5 TWh Pumpspeicher (entsprechen circa 50 Pumpspeicherkraftwerken mit je 480 MW, mit Laufzeiten von 270 Stunden). Das bedeutet, man müsste hundert Speicherseen (je zwei pro Anlage!) mit einem Inhalt bauen, der circa 14-mal größer ist als alle bestehenden Pumpspeicher-Seen in Österreich.
Kommen wir zu den Batteriespeichern: Bei derzeit rund 100 Euro pro Kilowattstunde (kWh) kommen wir auf Kosten von sagenhaften 400 Milliarden für die notwendigen Batteriespeicher. Die erforderlichen flexiblen Stromquellen, mit Biomasse befeuert, insgesamt mit 5,4 TWh, würden circa 30 zusätzliche Anlagen wie Wien Simmering benötigen. Wo die Biomasse herkommen soll, steht in den Sternen.
6000 Euro pro Kopf
Die Windräder würden laut meinen Berechnungen rund 14 Milliarden Euro kosten, PV 30 Mrd., die Pumpspeicher circa 100 und die Batterien 400 Mrd., die KWK-Anlagen circa 50 Mio. pro Stück (also 1,5 Mrd.), die Wasserkraft circa 170 Mrd. Der unvermeidliche Netzausbau könnte um die 100 Mrd. ausmachen, die Salzburgleitung allein hat über eine Milliarde gekostet. Zusammen sind das 816 Milliarden bis 2040. Ohne Verzinsung aufgeteilt 54,4 Milliarden pro Jahr, fast 6000 Euro pro Kopf.
Pumpspeicher in dieser Anzahl und Speicherseen in dieser Größe wären in Österreich nicht machbar. Die Batteriespeicher würden die gesamte derzeitige Welt-Erzeugung von Lithium-Ionen-Akkus für sechs Jahre komplett vereinnahmen. Alle anderen Projekte werden auf zunehmenden Widerstand in der Bevölkerung stoßen, besonders wenn die wahren Kosten publik gemacht werden.
Dieses Energiesystem wäre nicht finanzierbar, in wichtigen Teilen nicht machbar – führt also in eine Sackgasse. Je früher Österreich diesen Weg verließe, desto geringer wäre der Schaden. Kärnten ist intuitiv in die richtige Richtung gegangen, ich hoffe, dass andere Bundesländer folgen.
Hermann Brunnschmid (*1949) ist pensionierter Heizungstechniker und lebt in Tirol. Er studierte Experimentalphysik und Mathematik und befasst sich seit Jahren mit Berechnungen zur Energiewende. E-Mail an: debatte@diepresse.com
von Hermann Brunnschmid
Die Presse