Baustart für Tiwag-Kraftwerk Imst-Haiming wohl im September

7. Feber 2025, Imst/Haiming

Das geplante Ausleitungskraftwerk des landeseigenen Tiroler Energieversorgers Tiwag in Imst-Haiming im Oberland ist offenbar endgültig auf Schiene. Der Aufsichtsrat des Landesenergieversorgers fällte nun den offiziellen Baubeschluss, voraussichtlich im September soll der Spatenstich erfolgen, teilten die Verantwortlichen am Freitag mit. Rund 680 Mio. Euro werden investiert, die Fertigstellung und Inbetriebnahme sei für 2030 vorgesehen, hieß es.

Mit der neuen Kraftwerksanlage könnten künftig jährlich rund 252 Mio. Kilowattstunden erneuerbarer Strom produziert werden. Das reiche aus, um rund 60.000 Tiroler Haushalte mit CO2-freiem Strom zu versorgen – und insbesondere die Winterdeckung des Tiroler Strombedarfs zu verbessern, rührte die Tiwag-Führung erneut kräftig die Werbetrommel für das Projekt.

In der vergangenen Woche sei eine Einigung mit der Gemeinde Haiming betreffend der für das Kraftwerk benötigten Grundflächen erzielt worden, wurde berichtet. Daraufhin war quasi der Weg frei für den offiziellen Baubeschluss. Die Tiwag lege damit „zu den bereits laufenden Bauvorhaben im Kühtai und in Osttirol einen nächsten wichtigen Baustein für die Energieunabhängigkeit und einen starken Wirtschaftsstandort in Tirol“, erklärte Aufsichtsratsvorsitzender Eduard Wallnöfer. Betont wurde, dass eine „umfassende, begleitende Information der Bevölkerung“ geplant sei. Den Auftakt dazu bilde eine, gemeinsam mit der Gemeinde, geplante Veranstaltung am 7. März.

Projekt im Visier von Umweltverbänden

Unumstritten war das Kraftwerk Imst-Haiming in der Vergangenheit jedenfalls nicht gewesen. Unter anderem Landesumweltanwalt, WWF, Fischereiverband und Gemeinde Haiming hatten den positiven Umweltverträglichkeitsprüfungs-Bescheid (UVP) aus dem Februar 2023 beeinsprucht. Im vergangenen Jahr trug das Bundesverwaltungsgericht (BVwG) dem Landesenergieversorger dann in einem Entscheid auf, ökologisch nachzubessern. Negative Auswirkungen auf den Fischbestand im Inn sollten etwa reduziert werden. Bei Umsetzung des Vorhabens in der eingereichten und behördlich bewilligten Form ortete das BVwG eine mögliche „Erhöhung der Quantität und Verschlechterung der Qualität von Schwall- und Sunkereignissen“. Dies betreffe die Restwasserstrecke, wo die „Fischfauna“ in Folge beeinträchtigt wäre. Die erteilten Auflagen sollen dem entgegenwirken. Die Tiwag sah nichtsdestotrotz bereits damals „grünes Licht“ für das Projekt und sprach von „geringen Anpassungen“.

Und auch am Freitag gab man sich diesbezüglich gelassen. „Wie bei jedem Großprojekt sind natürlich auch in diesem Fall Eingriffe in die Natur notwendig. Demgegenüber stehen aber auch umfangreiche Ausgleichs- und Verbesserungsmaßnahmen, die insbesondere die vorherrschende Sunk- und Schwallproblematik in diesem Abschnitt des Inn nachhaltig verbessern“, betonte Projektleiter Robert Reindl nunmehr und beteuerte: Es werde für das Kraftwerk kein zusätzliches Wasser aus dem Inn eingezogen, kein zusätzliches Wehr am Inn errichtet und damit die Fließkontinuität entlang des Inn nicht beeinträchtigt.

Wassermenge soll ein zweites Mal zur Stromgewinnung genutzt werden

Das Ausleitungskraftwerk soll die bereits einmal im bestehenden Kraftwerk Prutz-Imst abgearbeitete Wassermenge noch einmal zur Stromgewinnung nutzen. Das Triebwasser wird dazu laut Tiwag über einen 14 Kilometer langen, unterirdischen Stollen von Imst nach Haiming geleitet, um dort in einem unterirdischen Kavernenkraftwerk mittels zweier Francis-Turbinen Strom zu erzeugen.

APA