Projektwerber wollen weiter um Windpark Sandl kämpfen

20. Feber 2025, Sandl
Das Projekt hat mit Gegenwind des Landes zu kämpfen
 - Weiden am See, APA/THEMENBILD

Rund 250 Mio. Euro plant Benno Czernin-Kinsky mit seinem Geschäftspartner Benedikt Abensperg und Traun in einen neuen Windpark im nördlichen Mühlviertel zu investieren – ein zweites Standbein für sein Forstgut, denn die Wälder im einstigen Schneeloch Sandl klimafit umzubauen „verschlingt Unsummen“, wie er im Gespräch mit der APA sagte. Dass das bereits zur UVP eingereichte Projekt bald in einer Windkraft-Ausschlusszone liegen könnte, will er nicht so einfach hinnehmen.

„Es gibt wenige Gebiete, wo es möglich ist, einen großen Windpark zu bauen und so viel Energie zu erzeugen. Das ist der günstigste Windstrom, den wir in Oberösterreich produzieren können“, sieht er auf dem Areal der Rosenhof Forstverwaltung geeignete Voraussetzungen gegeben. Geplant sind 22 Windräder mit je 7,2 MW Leistung, was die derzeitige oberösterreichische Windkraftkapazität vervielfachen würde. Mit den erwarteten bis zu 500.000 MWh pro Jahr könnte man rund 125.000 Haushalte versorgen. „Es wäre extrem schade, wenn man so ein Potenzial nicht fachlich korrekt und tiefgehend kritisch prüft. Wenn dann in der UVP (Umweltverträglichkeitsprüfung, Anm.) rauskommt, es geht nicht, dann hat das Ganze einen belegbaren Grund, warum es nicht geht. Aber es politisch wegzustreichen, ist nicht sehr verantwortungsvoll“, kritisiert Czernin-Kinsky den Plan des Landes, im Projektgebiet eine strikte Ausschlusszone zu verordnen.

Schon seit Jahren Überlegungen zu Windpark in Sandl

„Wir kriegen schon seit 20 Jahren Anfragen von diversen Unternehmen, die hier Windparks errichten wollen“, schildert er. Als er vor drei Jahren die Leitung der Rosenhof Forstverwaltung in Sandl übernommen habe, habe er sich mit Benedikt Abensperg und Traun einen Partner an Bord geholt, der in Niederösterreich bereits Windpark-Erfahrung gesammelt hat, und die Betreibergesellschaft Windenergie Sandl war geboren. Das rund 1.000 Hektar große Projektgebiet ist bereits mit Forstwegen erschlossen. „Wir haben alles entlang dieser Forststraßen geplant. Das Einzige, was man machen müsste, ist ein paar Kurvenradien umzuändern.“ Die Ableitung soll via Erdkabel bis zum Umspannwerk in Rainbach erfolgen. Der Bodenverbrauch würde bei rund einem halben Hektar pro Windrad liegen.

Aber es gibt einen Haken: Schon vor Jahren zeichnete sich ab, dass das Gebiet in einer Ausschlusszone liegt. Das hat auch zu Nachdenkpausen bei den Projektwerbern geführt, letztlich hat man sich aber dennoch drübergewagt. Denn die Gemeinde ist dafür und das Land Oberösterreich habe immer gesagt, die Ausschlusszonen im Windkraft-Masterplan 2017 seien nicht rechtsverbindlich und jedes Projekt werde geprüft, argumentiert Firmensprecher Philipp Wieser. Die roten Zonen würden auch lediglich auf einer „Literaturrecherche“ basieren.

Projektwerber sehen keine „Red Flag“ in puncto Naturschutz

„Wir haben zwei Jahre lang vor Ort mehr oder weniger jeden Kieselstein umgedreht“ sagt Czernin-Kinsky und sieht als Fazit vom Naturschutzaspekt her „keine ‚Red Flag‘, die dieses Projekt verhindern könnte“. Er argumentiert, dass das Projektgebiet ohnehin bereits intensiv forstwirtschaftlich genützt werde und es zwar durchaus schützenswerte Arten gebe, aber keine Schutzgebiete in das Gebiet hereinreichten, keine Arten durch die Windräder gefährdet und zudem Ausgleichsmaßnahmen gesetzt würden. Wieser ist überzeugt: „Es stört sich kein tierischer Waldbewohner an den Windrädern, wenn sie mal da sind.“

Czernin-Kinskys Motivation hat mit dem Klimawandel zu tun: Sandl ist eigentlich bekannt für seine harten Winter, „aber das ist Geschichte“, sagt er. In seinem traditionell fichtendominierten Forstbetrieb würden sich mittlerweile andere Arten wie die Buche breitmachen. „Wir sind als Forstbesitzer wirklich an der Front des Klimawandels. Wir stehen vor der riesigen Herausforderung, unsere Wälder klimafit zu machen. Da sind die Einnahmen, die ein Windpark lukriert, natürlich sehr positiv – auch für den Waldumbau, der Unsummen verschlingt“, sieht er ein ideales zweites Standbein für seinen Betrieb. Rechnen würde es sich „schon ab dem Zeitpunkt der Errichtung“, erwartet er. „Wenn alles gut geht, könnten wir 2030 ans Netz gehen.“ Für das Rieseninvestment seien Banken an Bord, die „so etwas natürlich sehr, sehr gerne finanzieren, weil sie es für ihr ESG brauchen“ („Environmental, Social and Governance“, Nachhaltigkeitsberichte, Anm.).

Unklare Zukunft wegen Ausschlusszonen

Nun tut sich vor dem Projekt aber eine unerwartete Hürde auf: Das Land Oberösterreich will – bevor es die von der EU verlangten Beschleunigungszonen für die Produktion erneuerbarer Energie ausweist – Ausschlusszonen verordnen und das betrifft auch das Projektgebiet. Man sei „groteskerweise“ nicht einmal aufgefordert worden, eine Stellungnahme abzugeben, klagen die Projektbetreiber. Und sollte die Verordnung keine Übergangsfrist enthalten, wäre das „klar verfassungswidrig“, ist Wieser überzeugt. Dagegen würde man auch rechtlich vorgehen, bekräftigt Czernin-Kinsky. Noch hat man aber die Hoffnung, „dass die Sache nicht so heiß gegessen wird, wie sie gekocht wird“.

APA