
Der Stromkonzern Verbund wird bis 2027 fast sechs Milliarden Euro investieren und will damit auch die Konjunktur ankurbeln.
Österreichs Wirtschaft steckt nach wie vor tief in der Krise, die jetzt schon längste Rezession der Nachkriegszeit könnte heuer noch eine Fortsetzung finden. Die Investitionstätigkeit lahmt. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund streicht die Verbund AG, Österreichs größter Stromkonzern, ihr aktualisiertes Investitionsprogramm für die Jahre 2025 bis 2027 besonders hervor. In Summe sollen in diesem Zeitraum 5,9 Milliarden Euro in den Ausbau bzw. Revitalisierung von Kraftwerken, Speichern und die Netzinfrastruktur fließen, wie Vorstandschef Michael Strugl betont. Das sei gleichzeitig „auch ein Konjunkturprogramm für den Standort, Verbund ist ein wichtiger Player, wenn es darum geht, dass man die Konjunktur wieder anschiebt“. Zumal, wie Finanzvorstand Peter Kollmannergänzt, 70 Prozent der Verbund-Investitionen „österreichische Wertschöpfung sind“. Allein in diesem Jahr will der Konzern 1,95 Milliarden Euro in die Hand nehmen. Die Projektpalette reicht u. a. von der Fertigstellung der Pumpspeicher Reißeck und Kaprun über die 380-kV-Salzburgleitung bis hin zu Wasserkraftwerken. Revitalisiert werden heuer u. a. die Drau-Kraftwerke Lavamünd und Schwabeck. In Gratkorn ging im Vorjahr das neue Mur-Kraftwerk, realisiert gemeinsam mit der Energie Steiermark, in Betrieb.
In Österreich sei die Entwicklung und Umsetzung von Erneuerbaren-Projekten nach wie vor schwierig, daher begrüße er die angekündigte Verfahrensbeschleunigung durch die neue Regierung, so Strugl. Insbesondere Windkraftprojekte seien schwer durchzubringen. Es habe einen starken Photovoltaik-Zuwachs gegeben, „es muss aber auch der Erzeugungsmix stimmen, das sehen wir derzeit aber gerade in Österreich nicht und das verursacht zusätzliche Kosten“. Das gelte auch für lange Verfahren. „Wenn wir schneller und einfacher bauen können, wird es günstiger, wenn wir schneller zusätzliche günstige Erzeugung in den Markt stellen, dann ist das gut für die Strompreise.“ Eine schlecht gemanagte Transformation sei um 30 bis 40 Prozent teurer. Es gehe um Rechts-, Planungs- und Investitionssicherheit. Strugl warnt: „Macht man es schlecht, wird‘s enorm teuer.“ Er sei aber zuversichtlich, dass die Regierung die wichtigen energiewirtschaftlichen Gesetze nun tatsächlich auf den Weg bringt.
2024 hat der teilstaatliche Konzern – vor allem aufgrund gesunkener Großhandelspreise – einen Gewinnrückgang von 17,2 Prozent auf 1,875 Milliarden Euro verbucht. Der Umsatz ging um ein gutes Fünftel auf 8,224 Milliarden Euro zurück. Kollmann sieht nach den Rekordjahren eine gewisse Normalisierung bei den Preisen, es gebe aber noch immer kräftige Schwankungen. Der sogenannte „Energiekrisenbeitrag-Strom“ wird von der Bundesregierung, wie berichtet, verlängert und ausgeweitet. Man gehe 2025 von einer Gewinnabschöpfung in der Bandbreite von 50 bis 100 Millionen Euro aus, so die Verbund AG. Für die gesamte Energiebranche in Österreich bedeute diese Abschöpfung 200 Millionen pro Jahr – und das bis 2030. Das schränke die Investitionsfähigkeit ein und sei so gesehen auch kontraproduktiv, so Strugl. Die Verbund AG entrichte zudem eine Dividende an den Staat von einer halben Milliarde Euro sowie 700 Millionen an Steuern.
von Manfred Neuper
Neue Vorarlberger Tageszeitung