
Chef Urbantschitsch über Sparpotenziale und ideale Abrechnungen
Der Stromverbrauch ist in Österreich zuletzt deutlich gestiegen, wie Daten der Regulierungsbehörde E-Control zeigen. Außerdem hätten viele Kunden zu viel für Strom bezahlt – zum Teil das Fünffache. Verbraucherschützer bereiten daher Sammelklagen gegen Energieversorger vor. E-Control-Chef Wolfgang Urbantschitsch nimmt dazu Stellung und erklärt, warum eine monatliche Stromrechnung Vorteile hat.
Stromrechnung: Strom ist etwas, das man täglich braucht, ein Feedback über das eigene Verbrauchsverhalten gibt es oft aber nur über die Jahresabrechnung. „So gesehen ist die Stromrechnung das wahrscheinlich wichtigste Kommunikationsmittel zwischen Kunden und Anbieter“, sagt E-Control-Chef Urbantschitsch.
Wie sieht eine Musterabrechnung aus? Die ideale Stromrechnung gibt monatlich einen Überblick über den genauen Stromverbrauch und die tatsächlichen Kosten. Sie zeigt, so Urbantschitsch, auf einen Blick die Gesamtkosten und welcher Betrag bis wann zu zahlen ist. Außerdem hebt sie hervor, welche Strompreise in Cent/kWh der Stromlieferant verrechnet. „Diese Rechnungskomponente kann ich nämlich durch einen Lieferantenwechsel oder einen Produktwechsel beeinflussen“, sagt der E-Control-Chef.
Kennzahlen: Auf der ersten Seite der Stromrechnung sind, wie per Gesetz verlangt, die wichtigsten Kennzahlen zusammengefasst: Stromverbrauch, Gesamtkosten, zu zahlender Betrag. Auf den Detailseiten findet man laut Urbantschitsch zwei wichtige Informationen: die Art der Zählerstandsermittlung, in der Regel per Smart Meter, und den jeweiligen Stromverbrauchspreis.
Was sagt dieser aus? Das ist der Preis, zu dem der Energielieferant die Kilowattstunde Strom liefert. Diese Kennzahl ist wichtig, „denn mit ihr kann ich andere Angebote vergleichen und abwägen, ob ein anderes Angebot nicht besser wäre“, sagt Urbantschitsch. Netzkosten, Steuern sowie Abgaben sind in der Regel verordnet, die kann man nicht beeinflussen.
Vorteile einer monatlichen Abrechnung: Laut dem E-Control-Chef gibt es eine Menge Vorteile: „Sie wüssten zum Beispiel immer genau, wie viel Strom oder Gas Sie tatsächlich verbraucht haben und auch, was Sie dafür bezahlen müssen.“ Im Normalfall bekommt man jetzt – immer gleich hohe – Teilzahlungsbeträge vorgeschrieben. „Da ist es egal, ob Sie andere Verhaltensmuster beim Stromverbrauch hatten oder sich neue Geräte wie etwa ein E-Auto angeschafft haben“, sagt Urbantschitsch. Die Vorschreibung bleibt immer gleich.
Nachteile: „Wir sehen, dass es am Jahresende bei uns sehr viele Anfragen gibt, wenn plötzlich bei der Jahresrechnung hohe Nachzahlungen zu leisten sind.“ Das könnte man durch monatliche Stromrechnungen ausschließen. Umgekehrt muss man sich als Kunde die schwankenden Stromrechnungen auch leisten können. D. h. sie dürfen das monatlich zur Verfügung stehende Budget auch nicht zu sehr belasten. Denn die Stromkosten fallen naturgemäß im Winter höher aus. Insbesondere, so Urbantschitsch, wenn man etwa mit einer Luftwärmepumpe heizt, die mehr Strom benötigt.
Ein Beispiel: Der E-Control-Chef vergleicht das mit Tanken bei einer Tankstelle: „Stellen Sie sich vor, Sie würden bei einer Tankstelle nur einmal im Monat den gleichen Teilzahlungsbetrag leisten, ganz egal, ob Sie viel tanken oder wenig. Und dann bekommen Sie einmal im Jahr die Jahresabrechnung. Da gäbe es dann oft auch unliebsame Überraschungen.“ Monatliche Stromrechnungen hätten zudem den Effekt, dass man sich mehr mit den Stromkosten beschäftige und auch entsprechend reagieren könne. „Man bekommt ein besseres Gefühl für die Kosten – etwa, was eine Kilowattstunde Strom beim eigenen Anbieter kostet und was andere dafür verlangen.“
Gesetz: Eine monatliche Stromrechnung ist schon jetzt möglich. Voraussetzung dafür ist – anders als beim Gasverbrauch, wo man noch immer auf Schätzungen angewiesen ist – ein Smart Meter, der den aktuellen Stromverbrauch misst und an den Stromanbieter weitergibt. Das ist in Österreich in mehr als 90 Prozent der Haushalte der Fall. „Das heißt, ich kann eine monatliche Rechnung von meinem Anbieter verlangen“, sagt der E-Control-Chef. Dies sei auch gesetzlich so geregelt.
„Wir sehen, dass es bei der Jahresabrechnung dann oft plötzlich zu hohen Nachzahlungen kommt.“
Wolfgang Urbantschitsch, E-Control-Chef
Oberösterreichische Nachrichten