Der Strompreis soll „spürbar“ gesenkt werden

8. April 2025

Bis 2035 will die Energie Steiermark rund 5,5 Milliarden Euro investieren. Mit OMV wird Geothermie-Projekt umgesetzt, Genehmigung für Windpark Stubalm erteilt. Neo-Vorstand kündigt Strompreissenkung an.

Seit Anfang April fungiert bei der Energie Steiermark ein neu zusammengesetztes Vorstandsduo: Neben Martin Graf, seit 2016 an der Spitze des Landesenergieversorgers, ist nun Werner Ressi, davor Geschäftsführer der Energie Graz, in die oberste Chefetage eingezogen. Im ersten gemeinsamen Interview geben sie im Gespräch mit der Kleinen Zeitung Einblicke in ihre Planungen.

So soll noch vor dem Sommer eine „spürbare Strompreissenkung“ bei der Energie Steiermark bekanntgegeben werden, die dann mit Herbst schlagend werde. Genaue Höhe und Zeitpunkt seien in Ausarbeitung. Die Gas- und Fernwärmetarife dürften nach den Senkungen im Vorjahr stabil bleiben, so Ressi.

Insgesamt habe die von Unsicherheiten und Krisen geprägte gesamtwirtschaftliche Lage – von globaler bis lokaler Ebene – ebenso Auswirkungen auf die Energiewirtschaft wie die politischen Veränderungen, so Graf. Diese Veränderungen fließen auch auf die zukünftige Ausrichtung der Energie Steiermark ein, daher befinde man sich derzeit in einer Analysephase. „Wir müssen die Energiewende aus der ideologischen Ecke herausbekommen, sie ist ein wirtschafts- und standortpolitisches Faktum und als solches gerade für die Industrie von zentraler Bedeutung.“ Gelinge es nicht, durch erneuerbare Energie günstige und unabhängige Energieversorgung sicherzustellen, „werden die Nachteile bei der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts zunehmen“, warnt Graf. Dekarbonisierung sei der Schlüssel zu Unabhängigkeit und Preisstabilität, unterstreicht Ressi.

Die Energie Steiermark „will bis zum Jahr 2035 rund 5,5 Milliarden Euro investieren“, sagt Graf – das reiche von der rohstoffunabhängigen Erzeugung (vor allem Wind, Wasser, Photovoltaik) über die Netzinfrastruktur „bis hin zum immer bedeutender werdenden Bereich der Dekarbonisierung der Wärmeerzeugung“. Graf: „Wir sind das Konjunkturpaket für die nächsten zehn Jahre, das stimuliert die Wirtschaft und sichert Arbeitsplätze.“ Um ein solches Investitionsvolumen – bei 4,5 Milliarden Euro Bilanzsumme der Energie Steiermark – stemmen zu können, „braucht es unser gutes Rating, stabile Rahmenbedingungen und Investitionssicherheit auf allen Ebenen“. Bereits heuer agiere man mit antizyklischen Investitionen, das Volumen werde mehr als verdoppelt, so Ressi. Von 2016 bis 2020 seien im Schnitt jeweils rund 150 Millionen Euro pro Jahr investiert worden, „heuer liegt das Budget dafür bei über 500 Millionen Euro“, so Graf.

Ressi nennt ein aktuell anlaufendes Großprojekt zur Dekarbonisierung im Fernwärmebereich. Über ein Joint Venture mit der OMV, an dem die Energie Steiermark 25 Prozent halten wird, fließen 300 Millionen Euro in eine Geothermie-Anlage in der Oststeiermark sowie weitere 150 Millionen in ein Fernwärmeleitungsnetz, das die Wärme – laut Plan ab 2030 – nach Graz bringen soll. „Das Volumen ist gewaltig und könnte die Hälfte des gesamten Fernwärmebedarfs im Großraum Graz abdecken“, betont Ressi. Zunächst werde dabei in der Oststeiermark gut 3500 Meter in die Tiefe gebohrt, um heißes Wasser zu fördern. „Heuer laufen Detailuntersuchungen durch die OMV an und wir widmen uns möglichen Leitungs-Verläufen“, betont Ressi. Das schaffe Unabhängigkeit von fossiler Energie, von internationalen Importen und globalen Preisentwicklungen, so Graf. Auch die Preise würden dadurch tendenziell sinken.

Im Bereich der Windkraft seien mit den Projekten „Freiländeralm II“ (15 neue Windräder) und dem Windpark Soboth-Eibiswald (15 Windräder) zwei große Parks in Umsetzung, auch das Projekt auf der Stubalm mit 17 Windrädern „ist gerade genehmigt worden“, so Ressi. „Das gesamte Investitionsvolumen dieser drei Windparks liegt bei fast 500 Millionen Euro“, sagt Graf. In der Wasserkraft forciere man gemeinsam mit der Verbund AG das Kraftwerk Leoben-Ost und bei der Großflächen-Photovoltaik laufe die Errichtung des 20 Hektar großen PV-Parks in Dobl auf Hochtouren.
Dem seitens der Bundesregierung noch vor dem Sommer in Aussicht gestellten Beschleunigungsgesetz für Erneuerbare blickt man erwartungsfroh entgegen. „Das hilft beim Ausbau, wir brauchen ganz dringend dieses festgeschriebene übergeordnete öffentliche Interesse für Leitungen und die Erzeugung, das ist essenziell“, betont Graf.
Am 1. Juniwerde die Energie Steiermark zudem eine eigenständige Wasserstoff-Gesellschaft aus der Taufe heben, wie Ressi ankündigt. „Dort bündeln wir unsere Aktivitäten in diesem Bereich.“ Im gemeinsam mit der Industrie ausgearbeiteten Energie-Masterplan für die Steiermark sind mittelfristig auch fünf Terawattstunden Wasserstoff als Ziel benannt, „da wollen wir Flagge zeigen, das ist kein Thema, das nebenher läuft, darauf richten wir gezielt den Fokus“.

Graf verweist auf die Wasserstoffproduktionin Gabersdorf, wo man mit dem 1-Megawatt-Elektrolyseur im Betrieb reichlich Erfahrung sammle. „Das lässt sich nach oben skalieren, ich gehe davon aus, dass die nächsten Projekte fünf bis zehn Megawatt haben werden.“ Wasserstoff werde sich durchsetzen, ist Graf überzeugt, „weil das die wichtigste Möglichkeit ist, um erneuerbare Energie großvolumig und saisonal zu speichern – und damit gewissermaßen die Sommersonne in den Winter zu bringen“.

Es sei der Anspruch, eine eigene Wasserstoff-Produktion zumindest für einen gewissen Anteil der Versorgung zu haben. 200 Kilometer an Leitungen werden adaptiert, „Ziel ist es, bis 2030 rund 60 Megawatt Elektrolyse-Kapazität mit einem Invest-Volumen von 270 Millionen Euro zu errichten“. Stichwort Speicher: In Passail soll ein zehn Megawatt starker Batteriespeicher entstehen, „weil wir uns dadurch den Stromnetzausbau durch die unwegsame Weizklamm ersparen“.

von Manfred Neuper

Kleine Zeitung