Österreich ist bei Strom zum Netto-Exporteur geworden

25. April 2025, Wien
Erzeugungsmix 2024 stark durch Wasserkraft geprägt
 - Gratkorn, APA/THEMENBILD

Österreichs Stromversorgung war in den Jahren 2023 und 2024 trotz globaler Unsicherheiten und schwankender Einspeisung aus erneuerbaren Quellen durchgehend gesichert. Das geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten Monitoringbericht der Energie-Regulierungsbehörde E-Control hervor. 95 Prozent des Stromverbrauchs konnten 2024 durch erneuerbare Energien gedeckt werden – ein Rekordwert. Insgesamt sieht die E-Control die Versorgungssicherheit auf hohem Niveau.

Die Versorgungssicherheit sei sowohl 2023 als auch im laufenden Jahr durchgehend gewährleistet gewesen, betonte E-Control-Vorstand Alfons Haber.

Der Bericht analysiert jährlich die aktuelle Lage der Versorgungssicherheit und liefert eine Einschätzung zur mittelfristigen Entwicklung. Rückblickend auf das Jahr 2023 und mit vorläufigen Zahlen für 2024 stellt der Bericht fest, dass Österreich sich vom Netto-Importeur im Jahr 2022 zu einem Netto-Exporteur im Jahr 2024 entwickelt hat. Besonders entscheidend dafür waren ein sehr gutes Jahr für die Wasserkraft sowie der starke Ausbau der Photovoltaik. Allein im Jahr 2024 kamen rund 2.100 Megawatt an PV-Leistung neu hinzu, womit die installierte PV-Gesamtleistung nun bei rund 8.600 Megawatt liegt.

Stromerzeugung gestiegen, Verbrauch gesunken

Die Stromerzeugung stieg damit auf rund 82 Terawattstunden (TWh), während der Verbrauch bei rund 64,5 TWh lag. Die Nettoposition Österreichs im Stromhandel kippte dadurch ins Positive. Im Winterhalbjahr bleibt das Land aber weiterhin auf Importe angewiesen. Der Erzeugungsmix war 2024 stark durch Wasserkraft geprägt (60 Prozent), gefolgt von Wind- und Solarenergie (20 Prozent), fossilen Kraftwerken (knapp 15 Prozent) sowie CO2-neutralen thermischen Quellen wie Biomasse (rund 5 Prozent).

Als Herausforderung nennt die E-Control weiterhin die zeitliche Entkoppelung von Erzeugung und Verbrauch. Während Photovoltaik vor allem mittags und im Sommer hohe Erträge liefert, steigen die Verbrauchsspitzen meist abends und im Winter. Diese zeitlichen Verschiebungen erfordern flexible, steuerbare Erzeugungsformen wie Speicherwasserwerke oder Gaskraftwerke. Langfristig sollen diese laut Haber durch CO2-neutrale Alternativen wie große Batteriespeicher oder Geothermie ersetzt werden.

Prognose für 2030 optimistisch

Die Prognose für das Jahr 2030 fällt vorsichtig optimistisch aus. Bei Erreichen der Ausbauziele nach dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) könnte Österreich laut E-Control rechnerisch rund 95 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbarer Erzeugung decken. Simulationen zeigen, dass bei effizientem Einsatz von Speichern und steuerbaren Kraftwerken nur in wenigen Minuten des Jahres ein Importbedarf entstehen würde. „Eine rein nationale Versorgung über Monate hinweg ist zwar nicht realitätsnah, aber nach dieser Analyse möglich“, so Haber.

Auch zur Preisentwicklung enthält der Bericht aktuelle Einschätzungen. Nach einem Preishoch in den Jahren 2022 und 2023 lagen die Großhandelspreise für Strom im Jahr 2024 im Schnitt zwischen 6 und 8 Cent pro Kilowattstunde. Kurzfristig – etwa im Winter 2024/25 – kam es zu Preisspitzen von bis zu 90 Cent, ausgelöst durch geringere Einspeisung aus erneuerbaren Quellen und höhere Gaspreise infolge des Transitstopps durch die Ukraine. Ab dem Frühjahr 2025 treten laut E-Control wieder vermehrt Stunden mit negativen Strompreisen auf.

Für die kommenden Jahre wird ein Preisrückgang erwartet: Für die nächsten Jahre (2026 bis 2028) wird derzeit im Markt von einer stetigen Preissenkung ausgegangen. „Während das heurige Jahr bei Gas noch zwischen 35 und 40 Euro pro Megawattstunde notiert, ist der Preis 2028 bereits wieder unter 30 Euro je Megawattstunde“, so Haber. „Dies übersetzt sich auch in sinkende Strompreise, die für 2026 bei etwa 87 Euro pro Megawattstundeliegen und dann relativ stabil ab 2028 bei etwa 74 Euro je Megawattstunde. Dabei variieren die Strompreise im Jahresverlauf sehr stark. Sommerpreise 2026 liegen bei 73 Euro je Megawattstunde, die Winterpreise hingegen bei 101 Euro.“

APA