
Heuer wird es drei Fördercalls geben – der erste mit 40 Millionen Euro für PV
Das Zu- und Aufdrehen des Fördergeldhahns scheint auch der Stil der neuen Regierung zu sein. Am Mittwoch wurde – auch für die Branche der Erneuerbare-Energie-Erzeuger überraschend – eine neue Förderung für Sonnenstromanlagen, Wind- und Wasserkraft bekannt gegeben, nachdem im März die Mehrwertsteuerbefreiung für PV-Anlagen vorzeitig abgeschafft worden war.
„Wir haben mit der Aussendung des Ministeriums um acht Uhr am Morgen davon erfahren“, sagte die Chefin des Branchenverbands PV-Austria, Vera Immitzer, zu den OÖNachrichten – hörbar unerfreut. Nur neun Stunden später startete auf der Abwicklungsplattform EAG das Rennen um die Förderungen, ganz wie in alten Zeiten im Stil eines Windhundrennens, zumindest für die Anlagen bis zu 20 kWp. Der niedrigste Förderbedarf in Euro je kWp wird zuerst gereiht, bei gleichem Förderbedarf ist der Einreichzeitpunkt (Ticketziehung) entscheidend.
Immitzer begrüßte – wie auch der Geschäftsführer der WKO-Bundessparte Industrie, Andreas Mörk – die Förderung an sich, sie wies aber auf das deutlich geringere Ausmaß als in der Vergangenheit hin. 2023 flossen noch mehr als 300 Millionen Euro in PV-Förderung, heuer sind es 70 Millionen Euro für Investitionen in erneuerbare Energie, davon 40 Millionen für die erste Tranche. Sollte davon etwas übrig bleiben, geht es in den nächsten Call, der am 23. Juni startet. Ein dritter Zyklus beginnt am 8. Oktober.
Die PV-Förderung beträgt je nach maximaler Leistung der PV-Anlage zwischen 130 und 160 Euro (Kleinstanlagen bis 20 kWp) je Kilowatt Peak und für Stromspeicher 150 Euro je kWh. Derzeit ist eine PV-Förderung mit oder ohne Speicher möglich, teilte das Wirtschaftsministerium auf Anfrage mit. Erst mit einer Novelle des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) im vierten Quartal 2025 dürfte eine verpflichtende Kombination mit einem Speicher kommen.
Europa-Bonus ab Juni
Für „innovative PV-Anlagen“ erhöht sich der Investitionszuschuss um 30 Prozent. Das sind z.B. Module an Lärmschutzwänden, Parkplatz-Überdachungen, vertikale Agri-PVs. Ab Juni 2025 kommt ein „Made-in-Europe-Bonus“ für PV-Module, Wechselrichter und Speicher mit europäischer Wertschöpfung dazu. Der Investitionszuschuss erhöht sich in diesem Fall „um bis zu 20 Prozent“, je nach den relevanten technischen Komponenten. Hierzu führt und veröffentlicht die EAG-Förderabwicklungsstelle eine Liste, in welche sich Hersteller eintragen lassen können. Der Bonus „steht für regionale Wertschöpfung und ein klares Bekenntnis zum europäischen Industriestandort“, sagte dazu Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP).
Die Abrechnungsstelle Oemag rechnet wieder mit großem Interesse an den Förderungen, „wodurch die Prüfphase der Anträge mehrere Wochen dauern kann. Bitte haben Sie etwas Geduld“. Sobald eine Förderung gewährt wird, werden die Antragsteller per Mail informiert. Die Einreichung der Endabrechnung hat spätestens sechs Monate nach Ende der Frist für die Inbetriebnahme zu erfolgen.
Wer es am ersten Tag nicht schafft, ein Ticket zu bekommen, kann trotzdem im EAG-Portal ein Projekt erstellen und dieses bis Ende des Fördercalls einreichen.
„Das ist keine Art, wie man mit der Branche umgeht. Wir wurden völlig ignoriert durch diese Nacht- und-Nebel-Aktion und stolpern von einem Förderaufruf zum nächsten – Planbarkeit sieht anders aus.“
von Vera Immitzer, PV Austria
Oberösterreichische Nachrichten