Sinkende Preise und mehr Export

28. April 2025

Strom. Bis 2030 wird laut E-Control viel mehr Strom erzeugt. Österreich werde sich als Netto-Exporteur etablieren. Davon profitieren auch die Konsumenten Johannes Mayer, E-Control, über PV-Ausbau

Österreichs Stromversorgung ist für die kommenden Jahre exzellent aufgestellt. Das geht aus dem neuesten Monitoringbericht der Regulierungsbehörde E-Control hervor. Sie hat Daten der vergangenen Jahre analysiert und zahlreiche Simulationen zu Stromerzeugung und -Verteilung bis ins Jahr 2030 durchgeführt.
Die beste Nachricht für Stromkunden: Die Preise sollen stetig sinken. Für viele Bestandskunden werde es laufende kleine Anpassungen nach unten geben. Von den Kostensenkungen profitieren Haushalte schneller, je öfter sie ihren Anbieter wechseln.

Eine weitere gute Nachricht: Sorge vor einem großflächigen und langen Stromausfall, einem Blackout, müssen Stromkunden nicht haben. „Wir sehen diese Gefahr auch in den nächsten Jahren nicht“, sagt E-Control-Vorstand Alfons Haber.

Verdienen in Europa

Eine besonders erfreuliche Entwicklung der letzten Jahre gebe es beim Ausbau erneuerbarer Energie. „Bei Photovoltaik sind wir den Ausbauzielen um rund 3 Jahre voraus“, sagt Haber. Einen leichten Aufholbedarf sieht die E-Control bei Laufwasserkraft und Windkraft. Die im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz fixierten Ausbauziele können aber erreicht werden. Bei Photovoltaik gefährde auch nicht die von der Branche kritisierte Kürzung von staatlichen Fördermaßnahmen den Ausbaupfad.

„Wir haben die letzten zwei Jahre dermaßen viel weitergebracht, dass jetzt auch eine gemächliche Geschwindigkeit ausreicht“, sagt Johannes Mayer, Leiter der Abteilung Volkswirtschaft der E-Control.

Durch vorteilhafte Wetterbedingungen (v. a. gute Wasserführung) hat Österreich im Jahr 2024 netto rund 10 Prozent seiner eigenen Stromerzeugung exportiert. In Zukunft werde sich das Land als Netto-Exporteur etablieren, sagt Haber. In den Wintermonaten werde man aber weiterhin Strom importieren müssen. Die Vernetzung mit dem europäischen Strommarkt sei insofern sehr wichtig.

Der Ausbau der kontinentalen Netze werde dazu führen, dass Strom in der ganzen EU billig produziert werden könne. Lokale Gegebenheiten wie Dunkelflauten (wenig Solar- und Windstromerzeugung) können so etwa ausgeglichen werden. Für Österreich wird sich der Netzausbau auszahlen, sagt Haber: „In Deutschland ist ein Erzeugungsmangel gegeben. Dort gibt es eine hohe Nachfrage nach Strom. Wenn wir diesen Markt bedienen können, werden wir davon profitieren.“

Bis 2030 wird Österreich 95 Prozent seines Strombedarfs mit erneuerbaren Energien decken können. Für den Rest werden weiterhin mit Gas betriebene thermische Kraftwerke notwendig sein. Für einige Energieversorger stellt sich die Frage, wie diese in Zukunft noch ökonomisch betrieben werden können, wenn sie nur auf wenig Betriebszeit kommen. Die E-Control ist überzeugt, dass kein neues Marktmodell (Kapazitätsmarkt) notwendig ist. Das Verlängern der Laufzeit von in die Jahre gekommenen Gaskraftwerken zahle sich auf jeden Fall aus.

Günstige Zeiten

Für das Bewältigen von Spitzenlasten im Netz setzt die E-Control auf eine zunehmende Flexibilisierung des Verbrauchs. In Zukunft wird es auch durch Netzentgelte genügend Anreize dafür geben, den Stromverbrauch zeitlich an die Erzeugungslage anzupassen.

Der preisliche Unterschied im Stromgroßhandel zwischen teureren und günstigeren Stunden werde immer größer, sagt Mayer. Als Privatkunde könne man davon profitieren, den eigenen Verbrauch auf günstigere Zeiten zu verlegen, indem man sogenannte Floater-Tarife benutzt. Derzeit habe nur ein einstelliger Anteil aller Zählpunkte so einen Vertrag, bei dem je nach Börsenpreis wechselnde Stromkosten anfallen.

„Wir haben die letzten Jahre dermaßen viel weitergebracht, dass jetzt eine gemächliche Geschwindigkeit reicht“
Johannes Mayer,E-Control, über PV-Ausbau

Fakten

82Terawattstunden

Strom erzeugten heimische Kraftwerke 2024. Nur 75 TWh wurden im Inland verbraucht. 95 Prozent des produzierten Stroms stammte aus erneuerbaren Energien

Preisprognose

Gaspreise im Großhandel liegen derzeit bei 35 bis 40 Euro pro Megawattstunde. Bis 2028 sollte der Preis auf 30 Euro sinken. Das übersetzt sich in sinkende Strompreise. Der aktuelle Preis liegt bei 97 Euro. Für 2026 rechnet die E-Control mit 87 Euro, 2028 mit 74 Euro

Saisonale Differenz

Für Sommer 2026 wird mit 73 Euro, für den Winter mit 101 Euro gerechnet

Kurier