Planungen für neue 380-kV-Leitung quer durch Kärnten laufen

13. Mai 2025, Arnoldstein/Wien
180 Kilometer lange Freileitung geplant
 - Berndorf, APA/THEMENBILD

Die Austrian Power Grid (APG) plant mit dem Projekt „Netzraum Kärnten“ eine neue 380-kV-Freileitung, die von Obersielach (Bezirk Völkermarkt) über 180 Kilometer bis nach Lienz in Osttirol führt. Das Megaprojekt soll das österreichische Stromnetz stärken und die Energiewende voranbringen, hieß es am Dienstag bei einem Pressetermin. Eine grobe Trassenführung soll im Herbst vorgestellt werden, anschließend ist die Einbindung von Bevölkerung und Regionalpolitik vorgesehen.

„Eine Jahrhundertchance für Kärnten und eine notwendige Investition für Österreich“, nannte Projektleiter Wolfgang Hafner den geplanten Netzausbau. Mit der Leitung soll die Lücke im österreichischen 380-kV-Hochspannungsring zwischen Kärnten und Tirol geschlossen werden. Das Vorhaben diene dem überregionalen Stromtransport innerhalb Österreichs und ist Teil des europäischen Verbundsystems. Hafner bezeichnete den Netzausbau als „zentralen Schritt für das Gelingen der Energiewende“, die auch den Wirtschaftsraum sichern und weiterentwickeln soll. Der 380-kV-Ringschluss sorge zudem für eine bessere Anbindung der Energieproduktion im Osten Österreichs an die Pumpspeicherkraftwerke im Süden und im Westen, was eine Voraussetzung für die Versorgungssicherheit sowie die Energiewende und Energieunabhängigkeit darstelle.

Frühe Planungsphase

Derzeit befindet sich das Projekt in einer frühen Planungsphase. Da die genaue Trassenführung noch nicht feststeht, können vorerst auch keine belastbaren Kosten genannt werden, hieß es von den Verantwortlichen. Bis Herbst soll eine Grobtrasse vorliegen. Derzeit sei im westlichen Landesteil noch nicht klar, ob man die Leitung durch das Drautal oder das Mölltal zieht und im östlichen Teil des Bundeslandes gäbe es noch viel mehr Varianten. Die Trassenfindung sei ein komplexer Abwägungsprozess zwischen Umweltverträglichkeit, technischer Leistung und Standsicherheit, so Hafner.

Vonseiten der Projektverantwortlichen bemüht man sich zu betonen, dass bei der Planung besonderer Wert auf Umweltverträglichkeit und Bürgerbeteiligung gelegt werde. Man sei sich bewusst, dass viele Interessen zu berücksichtigen sind und wolle in jeder Projektphase auf Fachexpertise und Dialog setzen. Auch Faktoren wie Klimafolgen und die Akzeptanz durch die Anrainer müssten berücksichtigt werden. Etwa 500 Masten mit einer Höhe von 60 bis 80 Metern sollen entlang der rund 60 Meter breiten und 180 Kilometer langen Trasse errichtet werden. Neben den 380-kV-Leitungen ist auch die Integration von 110-kV-Leitungen geplant. Diese Mitführung werde derzeit von der Technischen Universität Graz geprüft.

Erdkabel „acht- bis zehnmal teurer“

Nach der Präsentation der Grobtrasse im Herbst will die APG in den Dialog mit Politik und Bevölkerung treten. In dieser Phase sollen auch kleinräumige Anpassungen noch möglich sein. Bis Sommer oder Herbst 2026 soll die Planung für die Feintrasse stehen, dann beginnt laut Plan die Bauphase. Die Inbetriebnahme ist für 2033 geplant. Erdkabel seien laut Hafner in Kärnten keine Option – sie wären aufgrund der topografischen Verhältnisse acht- bis zehnmal teurer als eine Freileitung. Im Bau würden sie zudem eine rund 42 Meter breite Trasse erfordern, im Betrieb seien es 23 Meter, die von tief wurzelndem Bewuchs freizuhalten seien.

Andreas Kleewein von BirdLife Kärnten skizzierte Möglichkeiten für ein naturverträgliches Trassenmanagement: Waldtrassen könnten als Äsungsflächen und Wildtierkorridore dienen, Masten mit Nisthilfen und Vogelschutzvorrichtungen ausgestattet werden. „So eine Trasse hat auch ökologischen Mehrwert, wenn man sie entsprechend gestaltet“, so Kleewein. Zusätzlich zur technischen Machbarkeit und Naturraumplanung müssten auch Naturgefahren, Schutzgebiete und der Klimawandel berücksichtigt werden. Gebäude dürfen nicht überspannt werden, Schutzgebiete gelten als Ausschlusszonen.

APA