Erster Streik bei deutschen Ford-Werken

14. Mai 2025, Köln
Abbau von 2

Bei den Ford-Werken in Köln hat erstmals in ihrer fast hundertjährigen Geschichte ein Streik begonnen. Mit der Arbeitsniederlegung möchte die IG Metall den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen und eine Korrektur des geplanten Sparkurses erwirken. Die Deutschland-Tochter ist für den US-Mutterkonzern schon lange ein Verlustbringer. Der Ausstand soll am Donnerstag mit dem Ende der letzten Nachtschichten vorbei sein.

„Alle 10.000, 11.000 Kollegen wissen, worum es geht“, sagte Betriebsratschef Benjamin Gruschka. Der Vorstand habe im März die Patronatserklärung gekündigt und die „USA damit den Finger an den roten Knopf gelegt.“ Eine Insolvenz sei in den kommenden Jahren so möglich. „Man muss aber auch kurzfristig eine Insolvenz befürchten“, erklärte Gruschka gegenüber dem Magazin „WirtschaftsWoche“ und verwies auf den schwachen Autoabsatz.

Der Verkauf der in Köln produzierten E-Autos Explorer und Capri laufe schleppend. Statt des derzeitigen Zwei-Schicht-Betriebes würde auch eine Schicht reichen. Damit wären „theoretisch 800 bis 1.000 weitere Stellen gefährdet“, erklärte der Betriebsratschef. Die „WirtschaftsWoche“ berichtete zudem unter Berufung auf Insider, derzeit seien keine Nachfolger für die beiden einzigen in Köln gebauten Automodelle in Sicht.

Streikposten an den Werkstoren

In der Früh baute die Gewerkschaft Streikposten an den Werkstoren auf. „Die Arbeit ruht hier komplett“, sagte der IG-Metall-Sprecher bei Ford Köln, David Lüdtke, nach dem Beginn der ersten Frühschichten. Die Arbeitsniederlegung betreffe den ganzen Standort – also Produktion, Entwicklung, Verwaltung und andere Bereiche. „Wir lassen niemanden rein.“

Ausnahmen gibt es allerdings: An einem Notdienst-Tor haben bestimmte Mitarbeitende weiterhin Zutritt. „Und wer unbedingt Streikbrecher sein will, der käme auch rein – aber mit dem werden wir vorher noch sprechen“, sagte Lüdtke.

Eckpunkte des Streits

Derzeit haben die Ford-Werke 11.500 Beschäftigte, bis Ende 2027 sollen 2.900 Stellen abgebaut werden. Die Gewerkschaft fordert hohe Abfertigungen für Mitarbeiter, die freiwillig die Firma verlassen oder in einem Geschäftsbereich arbeiten, der an einen externen Dienstleister ausgelagert wird. Wer bleibt, soll von einem finanziellen Schutzschirm profitieren.

APA/dpa