
Die Strompreise, die die Industrie hierzulande 2024 bezahlt hat, bewegten sich im EU-Vergleich durchschnittlich im Mittelfeld. Das zeigt eine Analyse des Schweizer Beratungsunternehmens Prognos im Auftrag des Branchenverbandes Oesterreichs Energie. Im internationalen Vergleich lagen die Industrie-Stromkosten in der EU allerdings deutlich über jenen der USA und China. Wettbewerbsbestimmend sind die Stromkosten laut Analyse für einzelne, energieintensive Branchen.
„Wir haben oft die Kritik, dass insgesamt die Preise viel höher sind als im Ausland, dass Probleme im Wirtschaftsstandort immer wieder auf die Strompreise geschoben werden“, sagte Oesterreichs-Energie-Generalsekretärin Barbara Schmidt bei einem Pressegespräch am Mittwoch. Dass die Strompreise in Österreich weiterhin höher seien als vor der Energiekrise, sei für manche Industrien ein Problem, das gelte aber nicht für alle. „Es geht gezielt um einzelne Unternehmen, einzelne Sektoren, denen man helfen muss.“
Industriestrompreis in Österreich niedriger als in Deutschland
Im EU-Vergleich lagen die Industriestrompreise hierzulande 2024 für Unternehmen mit einem mittleren Stromverbrauch (0,5 bis 2 Gigawattstunden pro Jahr) bei 19,9 Cent pro Kilowattstunde. Österreich belegte damit im Vergleich der EU-25-Länder den 19. Platz. Unternehmen mit einem hohen Verbrauch (70 bis 150 GWh/Jahr) zahlten 13,3 Cent/kWh für Strom, womit Österreich Rang 14 einnimmt. Damit lagen die österreichischen Industriestrompreise im EU-Mittelfeld, in Deutschland waren die Strompreise in beiden Kategorien höher, zeigt die Analyse.
Je nach Branche wirken sich die Stromkosten unterschiedlich auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen aus. Über die gesamte österreichische Industrie hinweg liegt der Anteil der Stromkosten am Umsatz bei 0,9 Prozent, geht aus der Erhebung hervor. In energieintensiven Branchen, etwa in der Chemieindustrie, der Stahl-, Papier oder Zementproduktion, ist der Wert deutlich höher. Dort liegt auch der Anteil der sonstigen Energiekosten, vor allem für Gas, deutlich über jenem in anderen Branchen. Geringe Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit haben die Stromkosten laut Analyse etwa im Fahrzeugbau.
Preise in der EU deutlich höher als in den USA und China
In der EU lag der Strompreis für die Industrie 2024 im Schnitt bei 13 Cent je Kilowattstunde (kWh) und damit deutlich über dem Preis in den USA und China von je 8 Cent/kWh, geht aus der Analyse hervor. Bereits vor der Energiepreiskrise war Strom für die Industrie in der EU teurer als in den USA, die Krise hat den Unterschied aber deutlich verschärft. Das höchste Niveau erreichten die Strompreise in der EU in den Jahren 2022 und 2023, derzeit sinken die Preise, liegen aber immer noch deutlich über dem Vorkrisenniveau.
Mitverantwortlich für den niedrigeren Preis in den USA ist das höhere Angebot an günstigem Gas, in der EU verteuert aber auch der Emissionshandel den Strom. In China hatte die Energiekrise kaum Auswirkungen auf die Industriestrompreise, obwohl dort etwa 60 Prozent des Stroms aus Kohle erzeugt werden. „Das Marktdesign in China ist nicht so wettbewerblich organisiert, es liegt die Vermutung nahe, dass hier querfinanziert wird oder der Staat den Unternehmen unter die Arme greift“, sagte Studien-Autor Sven Kreidelmeyer.
E-Wirtschaft empfiehlt Strompreiskompensation
Der budgetäre Spielraum der österreichischen Regierung sei begrenzt, „daher geht es aus unserer Sicht primär darum, wie kann man gezielt dort entlasten wo der Druck im Wettbewerb am höchsten ist“, sagte Oesterreichs-Energie-Präsident Michael Strugl. Er verwies auf die Strompreiskompensation, die seiner Ansicht nach vor allem für die energieintensive Industrie eine gute Maßnahme wäre. Einen solchen Strompreisausgleich gab es bereits 2022 für ein Jahr. Auch andere EU-Länder haben derzeit Strompreiskompensationen in unterschiedlichen Ausführungen. Mittel- und langfristig sei ein gut geplanter Ausbau der erneuerbaren Energie und der Netze wichtig um die Strompreise zu senken.
APA