
Beim derzeit laufenden „Internationalen Wiener Motorensymposium“ steht wieder einmal die Technologieoffenheit im Mittelpunkt. „Ernsthafte Defossilisierung braucht alle technisch möglichen Lösungen“, so das Credo der Vertreter des Automobilsektors. Dies gebe Flexibilität und Sicherheit. Dafür seien wiederum dringend verlässliche Regelungen von Seiten der Politik notwendig, forderte dazu TU-Professor Bernhard Geringer bei seiner Eröffnungsrede.
Er betonte, dass zu „Net Zero Mobility“ nicht nur der Ausstoß während des Betriebes, sondern der gesamte Lebenszyklus eines Fahrzeugs von der Rohstoffgewinnung und Produktion bis zur Entsorgung betrachtet werden müsse. „Korrekt sollte das Ziel als ‚Defossilisierung‘ anstatt ‚Dekarbonisierung‘ bezeichnet werden“, meinte der heimische Motorenexperte.
Hybride Kraftstoffe, Wasserstoff und E-Mobilität im Fokus
Seine Sicht der Zukunft tat dann Matias Giannini, Chef von Horse Powertrain, kund. Das 2024 in London gegründete Joint Venture zwischen dem chinesischen Autohersteller Geely sowie Renault und dem saudischen Aramco-Konzern will die weltweite Automobilproduktion revolutionieren. Namhafte Hersteller würden bereits ihre Antriebsstränge von Horse Powertrain beziehen. „Bis 2040 werden noch eine Milliarde Verbrennungsmotoren auf den Straßen unterwegs sein. Horse Powertrain baut das fehlende Glied: Hybride, synthetische Kraftstoffe und ein modulares System, das für die Kompatibilität mit Elektro- und Multi-Fuel-Plattformen ausgelegt ist“, rührte er die Werbetrommel für seine Firma.
Robert Bosch-Geschäftsführer Markus Heyn, wiederum warf einen Blick auf die asiatische Wasserstoffproduktion: „Neue Antriebstechnologien werden inzwischen vor allem im Reich der Mitte zuerst eingeführt. Zum Erfolgsrezept gehört: eine enge Zusammenarbeit von Herstellern und Zulieferern sowie klug gesetzte Rahmenbedingungen. So ist es China gelungen, den Hochlauf der insbesondere für Lkw wichtigen Wasserstoff-Mobilität zu starten. Auch Indien hat inzwischen begonnen, eine eigene Wasserstoffwirtschaft aufzubauen.“
MAN setzt auf Batterien statt Sprit
Wie Torsten Eder, E-Auto-Experte bei Mercedes, betonte, stünden Performance, Effizienz und Flexibilität im Mittelpunkt der Transformation. Neue Konzepte wie der kompakte Axialfluss-Elektromotor würden in naher Zukunft neue Möglichkeiten im Bereich der Elektromobilität ermöglichen. Für Frederik Zohm von MAN Trucks & Bus, ist auch die Zukunft im Schwerverkehr elektrisch. Batterieelektrische Antriebe für Lkw hätten bei der Energieeffizienz und den Betriebs- und Energiekosten aktuell deutliche Vorteile gegenüber anderen Antriebskonzepten. „Bis 2030 sollen bis zu 90 Prozent aller neuen Busse und 50 Prozent aller neuen MAN-Lkw mit batterieelektrischen Antrieben ausgestattet sein“, rechnete er am Donnerstag vor.
Das Internationale Wiener Motorensymposium fand 1979 zum ersten Mal statt und wird seit 1985 vom Österreichischen Verein für Kraftfahrzeugtechnik (ÖVK) ausgerichtet.
APA