
„Die Klimakrise ist in den heimischen Wäldern mittlerweile deutlich spürbar“, sagt Georg Schöppl, Vorstandssprecher der Bundesforste. Das habe im Vorjahr den Gewinn der Bundesforste spürbar geschmälert. Dank Immobiliengeschäft und erneuerbarer Energie wies das Unternehmen dennoch mit 49,5 Mio. Euro den dritthöchsten Vorsteuergewinn der Unternehmensgeschichte aus. Der Jahresüberschuss fiel um 4,7 Mio. auf 38,2 Mio., die Ausschüttung an die Republik von 26,9 auf 23,9 Mio. Euro.
Fast 50 Mio. Euro betrugen alle Waldschäden zusammen im Vorjahr, erläuterte Vorstand Andreas Gruber. Knapp 10 Mio. davon entfielen auf Borkenkäfer, 9 Millionen auf Infrastrukturschäden, also insbesondere auf Forstwege, die repariert werden mussten. Drei Viertel des Holzes, das im Vorjahr geerntet wurde, war Schadholz – der dafür erzielte niedrigere Preis bei höheren Gewinnungskosten schmälerte den Unternehmensertrag um fast 30 Mio. Euro. Trotz des hohen Anteils an Schadholz ging der durchschnittlich erzielte Preis aber nur um gut 4 Prozent zurück.
Immobilien und erneuerbare Energie ermöglichten Gewinn
Obwohl der Bereich Holz mit 233 Mio. Euro knapp 63 Prozent der Betriebsleistung der Bundesforste beisteuert, wurden hier 2024 nur 1,3 Mio. Euro Gewinn erzielt. Traditionell schwankt der Gewinn aus dem Kernbereich des heuer 100-jährigen Unternehmens aber stark. 35,4 Mio. Euro trugen Immobilien und Tourismus zum Gewinn bei, auch dank eines Einmaleffekts bei Neubewertungen, 12,4 Mio. Euro die erneuerbare Energie.
2024 hat „die größten Sturmschäden der letzten 15 Jahre“ gebracht, im Herbst war das Jahrhunderthochwasser, das auch die Bundesforste betraf. Schöppl will mit Verweis auf solche Unsicherheiten auch keine Prognose für das Jahr 2025 abgeben. „Wären wir kein Naturunternehmen, dann würde ich eine sehr positive Prognose abgeben“, aber 2024 habe gezeigt: „Ein paar Tage Regen oder ein großes Unwetter kann für uns betriebswirtschaftlich das Jahr komplett durcheinanderwürfeln.“
Geplant sind abgesehen von der Anpassung der Wälder an den Klimawandel und Immobilienprojekten unter anderem ein Wasserkraftwerk im Brixental, weitere Windkraftanlagen in der Steiermark und die Aufstockung der eigenen Teams für die Holzernte. Da geht es insbesondere darum, Schadholz an schwer zugänglichen Stellen rasch aus dem Wald entfernen zu können – um so dem Borkenkäferbefall vorzubeugen. Dadurch wird der Mitarbeiterstand von zuletzt 1.032 um 25 Personen steigen. Dabei ist der Anstieg der Personalkosten beträchtlich: Zwischen 2020 und 2024 stiegen die Personalkosten fast um die Hälfte auf 95 Mio. Euro.
Wald bleibt das Kerngeschäft
Auch wenn Immobilien und Erneuerbare Energie den Löwenanteil des Gewinns beisteuerten, der „Wald der Zukunft“ bleibe das Kerngeschäft, betonte Gruber. Dieser werde eine höhere Baumartenvielfalt und eine durchmischtere Altersstruktur aufweisen als der Wald heute. In zehn Jahren dürfe man sich aber noch nicht den großen Sprung erwarten „das wird dauern“. Gewinne aus anderen Bereichen müssten „in den Wald einzahlen“, damit die Bundesforste nötige Investitionen aus eigener Kraft stemmen können, so Gruber.
Viel müsse in die Waldpflege investiert werden – im Vorjahr waren es inklusive Borkenkäferbekämpfung 18,6 Mio. Euro. Wichtig sei dabei vor allem die Pflege der „Jungholzflächen“, da dort am besten in die künftige Zusammensetzung der Baumarten eingegriffen werden könne. Die Bundesforste setzten zunehmend auf „Naturverjüngung“, was Kosten sparen helfe. Der Wald speichere mehr CO2 als er abgebe, versicherten die beiden Vorstände. Zuletzt hatte eine Studie in Deutschland Zweifel aufkommen lassen, ob angesichts des Klimawandels der Wald diese Funktion noch aufrechthalten könne.
Staatsbesitz am Wald in Österreich relativ niedrig
Die Bundesforste sind für etwa 15 Prozent der Waldfläche Österreichs verantwortlich, darunter auch viele Naturschutzgebiete und Schutzwälder. Damit sei Österreich aber das Land mit der zweitniedrigsten Staatsquote beim Waldbesitz in Europa. In Deutschland halte der Staat mehr als ein Drittel des Waldgebietes, verglich Schöppl. Vom gesamten in Österreich verarbeiteten Holz stellen die Bundesforste fünf bis sechs Prozent, sagte Gruber.
Grundsätzlich hätten die Bundesforste das Potenzial, in den nächsten 5 bis 7 Jahren 300 Mio. Euro in die Energiegewinnung zu investieren, aber „die Mühen der Genehmigungsverfahren sind auch gegeben“, relativierte Schöppl.
APA