
Bis auf Strom waren sämtliche Energieformen zuletzt billiger als im Vorjahr. Teuerung bleibt bei 3 %, Dienstleistungen treiben Inflation.
Wien – Am Donnerstag dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen weiter senken. Der Rückgang der Inflationsrate im Mai in der Eurozone unter das Inflationsziel von zwei Prozent verstärkt die Erwartung, dass die Währungshüter den wichtigen Einlagenzinssatz zum achten Mal in Folge kürzen, dann auf 2 Prozent.
In Österreich allerdings bleibt die Inflation weit vom Zwei-Prozent-Ziel entfernt. Im Mai betrug die Teuerungsrate 3 Prozent und damit nur minimal weniger als im April (3,1 %). Preistreiber waren nach wie vor die Dienstleistungen, die im Schnitt um 4,4 Prozent teurer waren als vor einem Jahr. Nahrungsmittel, Tabak und Alkohol verteuerten sich um 3,3 Prozent.
Der Anstieg der Energiepreise lag bei 1,3 Prozent. Das lag vor allem an den Strompreisen, die heuer seit dem Wegfall der Hilfen im Schnitt etwa ein Drittel höher sind als vor einem Jahr. Viele andere Energieformen wurden zuletzt dagegen günstiger: An der Tankstelle beispielsweise war es im April billiger als vor einem Jahr. Auch Heizöl, Erdgas, Brennholz und Pellets waren preiswerter als im Vorjahr.
Mit einer Inflation von 3 Prozent bleibt aber Österreich deutlich über dem Schnitt der Euro-Länder. Im Mai fiel die Teuerungsrate in der Eurozone auf 1,9 Prozent. Nicht nur dieser Umstand spricht für eine weitere Zinssenkung durch die EZB, denn der von den USA ausgelöste Zollkonflikt sorgt für ein schwieriges Wirtschafts-Umfeld. US-Präsident Donald Trump drohte zuletzt der EU, die Zölle auf 50 Prozent anzuheben. Hinzu komme der seit einigen Wochen stärkere Euro, der die Ausfuhren der Euroländer in Drittländer verteuert, meint der deutsche Banken-Ökonom Marco Wagner. Gleichzeitig würden importierte Güter wie Rohöl billiger, was die Inflation senke. Das weitere Vorgehen der EZB über die Sommermonate gilt dann aber als ungewiss.
In der Schweiz dagegen geht bereits das Deflationsgespenst um, also an breiter Front sinkende Preise. Konkret sank die Teuerung im Mai auf minus 0,1 Prozent, gab das Bundesamt für Statistik bekannt – letztmals negativ war die Teuerung im März 2021. Damit ist eine weitere Leitzinssenkung durch die Schweizerische Nationalbank wahrscheinlich.
Tiroler Tageszeitung