„Drill, Baby, drill“, sagt Trump: In Alaska darf nach Öl gebohrt werden USA. Aber bisher bemühte sich kein Energie-Konzern um Lizenzen.

11. Juni 2025

Es gibt rein wettermäßig schönere Dienstreisen als den Nordwesten Alaskas. Aber wenn Donald Trump „drill, Baby, drill“ ruft, was in Amerika als Chiffre gilt für die unbegrenzte Ausbeutung fossiler Rohstoffe, dann ziehen sich Doug Burgum (Innenminister), Chris Wright (Energieminister) und Lee Zeldin, Chef der Umweltschutzbehörde EPA, den Parka an und jetten dahin, wo Grizzlybären, Karibus, Tausende von Zugvögeln und andere Wildtiere ihr Habitat haben: In der „National Petroleum Reserve“, ein 23 Millionen Hektar großes, etwa 600 Meilen nördlich von Anchorage liegendes Gebiet. Die Reserve wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet.
1976 genehmigte der Kongress die vollständige kommerzielle Erschließung; mit der Auflage, dass Ölförderung mit Natur- und Wildtierschutz harmonisiert werden müsse. Genau das gelang bisher nie.
Die drei Kabinettsmitglieder der US-Regierung haben nun dort in dieser Woche einen hoch umstrittenen Kurswechsel verkündet: Trump will das größte zusammenhängende Landareal der Vereinigten Staaten zügig für die Öl- und Gasförderung freigeben. Entsprechende Riegel, die Vorgänger-Präsident Joe Biden dem Vorhaben vorschob, sind bereits teilweise gelockert worden.


Das Trump-Trio hatte nun den Auftrag, vor Vertretern der Industrie in eisiger Kälte für die Erschließung zu werben. Burgum erklärte, Bidens Verordnung „untergrabe unsere Fähigkeit, heimische Ressourcen zu nutzen, zu einer Zeit, in der die Energieunabhängigkeit Amerikas noch nie so wichtig war wie heute“. Dass die USA bereits der größte Öl- und Gasproduzent weltweit sind, erwähnte er nicht.

„Wohlstand“
Energieminister Wright fügte hinzu: „Die Freisetzung der amerikanischen Energie geht Hand in Hand mit der Freisetzung des amerikanischen Wohlstands.“
Kritiker weisen auf Warnungen hin, die Trumps Unterfangen als problematisch erscheinen lassen: Das 19 Millionen Hektar große Gebiet ist einer der letzten wirklich unberührten Landstriche in den Vereinigten Staaten. Die Gwich’in, eine indigene Gruppe Alaskas, sieht es als heilig an.

Allein, der Bieterwettbewerb, von dem sich die Bundesstaatsregierung langfristig Millionen-Einnahmen und viele Arbeitsplätze versprach, verlief enttäuschend – kein Unternehmen legte ein Gebot. Die Gründe liegen für Umweltschützer auf der Hand. Erik Grafe, ein in Alaska ansässiger Anwalt der Organisation „Earthjustice“, sagte, die Ölkonzerne „scheinen zu verstehen, dass Bohrungen in dieser abgelegenen Landschaft zu riskant, zu kompliziert und einfach falsch sind“.

Keine Infrastruktur
Ergänzung: Und zu kostspielig, da es keine Straßen oder sonstige Infrastruktur gibt. Entsprechend extra-teuer würde die Exploration, für die damals mehrere große Banken die Finanzierung abgelehnt hatten. Dazu kommt ein anderer Aspekt. „Es gibt Orte, die zu besonders und heilig sind, um sie mit Öl- und Gasbohrungen auszubeuten“, erklärte Laura Daniel-Davis, einst Vize-Ministerin im Innenministerium. Gemeint war: der Bau von Bohrplattformen, Straßen, Pipelines und Landebahnen für Versorgungsflugzeuge würden die Lebenswelt von Tieren und Menschen massiv stören.

In der aktuellen Situation sind die indigenen Gruppen Alaskas uneins, was von Trumps Plänen zu halten ist. Nagruk Harcharek, Präsident von „Voice of the Arctic Inupiat“, unterstützt die Öl- und Gasprojekte. Dagegen hält Rosemary Ahtuangaruak, ehemalige Bürgermeisterin der Stadt Nuiqsut, die Pläne für „sehr besorgniserregend“. Der Lebensraum von Karibus und Tausenden von Zugvögeln werde dadurch zerstört. Eine gedeihliche Koexistenz zwischen Industrie und Umwelt sieht sie kaum, zumal die Trump-Regierung auch den Bau einer riesigen Erdgas-Pipeline vorantreibt, über die seit Jahrzehnten gestritten wird.

Fraglich ist, ob Öl- und Gaskonzerne tatsächlich den Gang nach Alaska wagen würden, um (noch) mehr „flüssiges Gold“ zu fördern, wie Trump es fordert. Chevron, Exxon und andere Wettbewerber können sich noch an die Zeiten vor der Corona-Pandemie erinnern, als weltweit viel gefördert wurde und die Ölpreise so niedrig waren, dass die Konzerne Milliardenverluste erlitten. Zusätzliche Öl- und Gasmengen aus Alaska könnten „erdrückend“ wirken, sagte bereits vor Monaten der texanische Ölmanager Bryan Sheffield dem Wall Street Journal.