Biomasse-Verband für „umfangreiches“ Kesselaustauschprogramm

18. Juni 2025, Wien
Biomasse zur Verfeuerung im Kraftwerk Ybbs
 - Ybbs, APA/THEMENBILD

Der Spardruck in Österreich ist angesichts des hohen Budgetdefizits groß. Der Biomasse-Verband sieht allerdings Investitionen in die Energiewende als unabdingbar. Die budgetären Herausforderungen seien bekannt, sagte Verbandspräsident Franz Titschenbacher am Mittwoch in Wien bei einer Studien-Präsentation. Aber auch sei bekannt, „was letztendlich an Schäden zu erwarten sind, wenn keine Veränderung gelebt wird“. Der Verband fordert ein „umfangreiches“ Kesseltauschprogramm.

„Das Gebot der Stunde ist: Die Energiewende mit aller Kraft zu forcieren“, betonte Titschenbacher in Richtung Politik. Konkret sollen im Rahmen eines Kesseltauschprogramms 1,3 Millionen fossile Heizungen „schnellstmöglich“ durch erneuerbare Heizsysteme ersetzt werden. Dabei brauche es schnell Planbarkeit und ausreichende Förderanreize für Pellets, Scheitholz, Hackgut, Fernwärme und Wärmepumpen, so der Biomasse-Verband.

Außerdem forderte Titschenbacher den Ausbau der Stromproduktion durch kombinierte Anlagen zur gleichzeitigen Strom- und Wärmeerzeugung, wichtig insbesondere für die Wintermonate, sowie eine Übergangsregelung im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) für bestehende Biogasanlagen. Auch soll ein „starker Fokus“ auf den Ausstieg aus fossilen Energien und der Implementierung neuer Technologien wie der CO2-Abscheidung gelegt werden.

Aktuell 46 Mio. Tonnen Biomasse in Österreich genutzt

Aktuell werden in Österreich 46 Millionen Tonnen Biomasse genützt, wie eine von der Österreichischen Energieagentur (AEA) erstellte Studie zur Biomassenstrategie 2025 bis 2040 zeigt. Zentral ist demnach auch die energetische Nutzung der Biomasse mit rund 14,6 Millionen Tonnen. Zwar verursache die Biomassenutzung Gesamtemissionen von 7,32 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten, die CO2-Bindung über die Photosynthese sei allerdings um ein Vielfaches größer, betonte Studienautor Bernhard Wlcek. Auch zeige das Studienergebnis, dass „wir nur rund ein Drittel der gesamten Biomasse ernten, die jährlich nachwächst“.

Die Studienautoren hoben zudem hervor, dass Bioenergie die Wertschöpfungskette „grundsätzlich vom Ausland ins Inland“ verlege – „selbst die Produktion der Kessel erfolgt im Fall von Bioenergieanlagen größtenteils inländisch“. Für die Sicherung der Wärmeversorgung bräuchte es laut Studienautor Lorenz Strimitzer jedes Jahr „zwischen 27.000 und 40.000 neue Biomassekessel“.

„Potenzial der Verdoppelung“

„Alle Fakten“ würden für einen Ausstieg aus den fossilen Energien sprechen, sagte Verbandschef Titschenbacher angesprochen auf ein mögliches EU-Verbot der Gasimporte aus Russland Ende 2027. Derzeit seien es 250 Petajoule, die aus dem Bereich erneuerbare Energien/Biomasse in das Energiesystem eingebracht werden – mit dem Potenzial auf fast eine Verdoppelung auf 450 Petajoule, so Titschenbacher unter Verweis auf die Studie. Das zeige, dass „Ressourcen in Österreich noch vorhanden“ seien. „Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, das zu nutzen.“ Außerdem zeigt seiner Ansicht nach der aktuelle Sachstandsbericht zum Klimawandel: „Wir müssen schneller und effektiver aus fossilen Energieträgern aussteigen.“

APA