Berlin treibt umstrittene Gasförderung vor Borkum voran

2. Juli 2025, Berlin
Umweltschützer kritisieren das Vorhaben
 - Emden, APA/dpa

Die deutsche Regierung hat am Mittwoch einem umstrittenen Abkommen mit den Niederlanden zur gemeinsamen Erdgasförderung vor der Nordsee-Insel Borkum zugestimmt. Mit dem Kabinettsbeschluss sind die rechtlichen Voraussetzungen für die Unterzeichnung des völkerrechtlichen Vertrags geschaffen. „Wir unterstützen die Niederlande bei der Förderung aus der grenzüberschreitenden Gaslagerstätte“, erklärte Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU).

Das stärke die Versorgungssicherheit und den Gasmarkt. Das sogenannte Unitarisierungsabkommen bildet die Grundlage dafür, dass beide Länder die Lagerstätte gemeinsam ausbeuten können. Bevor der Vertrag in Kraft treten kann, muss der Bundestag ihn noch per Gesetz ratifizieren.

Der niederländische Energiekonzern One-Dyas schätzt, aus dem Feld „N05-A“ über mehrere Jahre zwischen 4,5 und 13 Milliarden Kubikmeter Gas gewinnen zu können. Dies entspräche knapp 6 bis 16 Prozent der rund 80 Mrd. Kubikmeter, die Deutschland allein im Jahr 2024 verbraucht hat.

Grüne werfen Koalition „fossile Sucht“ vor

Union und SPD haben im Koalitionsvertrag vereinbart, Potenziale konventioneller Gasförderung im Inland zu nutzen. Ohne eine vertragliche Vereinbarung könnten die Niederlande und Deutschland aber nicht gleichzeitig Gas aus dem Feld fördern. Das Abkommen regelt die Verteilung der Förderabgaben zwischen beiden Ländern. In Deutschland kommt das Geld Niedersachsen zugute, das auch für die bergrechtliche Zulassung zuständig ist.

Gegen das Projekt gibt es erheblichen Widerstand. Umweltverbände warnen vor Gefahren für das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer. In der Vorgängerregierung hatte der damalige Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) das Projekt gebremst.

Die Grünen lehnen das Vorhaben weiter ab. Deren klimapolitische Sprecherin, Lisa Badum, warf der Regierung vor, zu stark auf klimaschädliche fossile Energieträger zu setzen. „Wir stecken mitten in der schlimmsten Dürre seit Beginn der Aufzeichnungen, und Friedrich Merz will im Wattenmeer – und bald auch am bayerischen Ammersee – nach fossilem Gas bohren“, sagte Badum der Nachrichtenagentur Reuters. „Das ist wie Feuerlöschen mit Brandbeschleuniger. Die Koalition muss raus aus dem Gasrausch und endlich von ihrer fossilen Sucht wegkommen.“

APA/Reuters